Fragen und Antworten zur Wärmewende im Überblick
Warum lohnt sich der frühzeitige Umstieg auf erneuerbare Energien beim Heizen?
Selbst wenn die Heizanlage noch funktioniert, zahlt sich der Umstieg auf ein System aus, das auf erneuerbaren Energien basiert – für die Umwelt und für den Kontostand. Das belegt eine Kostenanalyse der Prognos AG im Auftrag des WWF Deutschland. Die Beispielrechnungen vergleichen die Energiekosten einer neuen Gasheizung mit einer neuen Luft-Wasser-Wärmepumpe in einem Einfamilienhaus in schlechtem energetischem Zustand. Dabei wird deutlich: zwischen 400 und 1.100 Euro an Betriebskosten lassen sich im Jahr mit der Wärmepumpe einsparen.
Eine weitere Analyse liefert die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online. Anhand von Daten des Baukosteninformationszentrums Deutscher Architektenkammern, aktueller Energiepreise, zu erwartenden Preissteigerungsraten und der 2023 angekündigten Förderungen wurden für ein durchschnittliches Einfamilienhaus die Heizsysteme Gasheizung, Wärmepumpe, Wärmepumpe mit PV-Anlage, Fernwärme und Pelletheizung über den durchschnittlichen Lebenszeitraum von 20 Jahren verglichen. Im Vergleich zu einer neuen Gasheizung lassen sich diesen Berechnungen zufolge bis zu 36.000 Euro einsparen.
Anmerkung: Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit energetischer Sanierungsmaßnahmen und des Heizungstauschs unterscheiden sich je nach gewählter Methode und den getroffenen Annahmen. Entscheidend sind hier vor allem die unterstellte Energie- und CO2-Preisentwicklung, die betrachteten Gebäudetypen, der energetische Ausgangszustand der Gebäude und die Umlage von Kosten im Vermieter*innen-Mieter*innen-Verhältnis. Es handelt sich dabei nicht um Berechnungen spezifisch für Pfaffenhofen an der Ilm.
Für welche Gebäude gilt der Gebäudeenergiegesetz (GEG)?
Das Gebäudeenergiegesetz, kurz GEG, gilt seit 1. November 2020 für alle Gebäude, die beheizt oder klimatisiert werden. Die Vorgaben beziehen sich vorwiegend auf die Heizungstechnik und den Wärmedämmstandard des Gebäudes. Die Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes ist am 1. Januar 2024 in Kraft getreten.
Was ist die kommunale Wärmeplanung?
Die kommunale Wärmeplanung bündelt Daten zum Thema Wärme und informiert die Pfaffenhofener*innen, wie sie ihr Haus klimafreundlich heizen können. Mit den Informationen ist ausdrücklich keine Verpflichtung für Gebäudeeigentümer*innen verbunden eine bestimmte Wärmeversorgung zu installieren oder zu nutzen. Die Planung ist langfristig auf das Ziel der Klimaneutralität und der Versorgungssicherheit ausgerichtet. Sie ermöglicht ein auf die lokalen Bedingungen abgestimmtes, ganzheitliches Vorgehen zur Wärmewende vor Ort. Die Ergebnisse der Wärmeplanung werden auf der Wärmekarte veröffentlicht.
Was bringt mir der Wärmeplan?
Der Wärmeplan zeigt, in welchen Gebieten sich welche erneuerbaren Wärmeversorgungslösungen besonders eignen, um den Wärmebedarf zu decken. Das Ergebnis ist eine Wärmekarte, in der die unterschiedlichen Eignungsgebiete (d. h. Gebiete, in denen sich bestimmte Wärmeversorgungslösungen besonders eignen) farblich gekennzeichnet sind.
Die kommunale Wärmeplanung erlaubt genaue Aussagen darüber, welches Gebäude mit welcher erneuerbaren Wärmequelle versorgt werden kann.
Können in der Pfaffenhofener Wärmekarte bereits alle wesentlichen Fragen zu meiner zukünftigen Wärmeversorgung beantwortet werden?
Die Wärmekarte dient als Orientierung und planerische Leitplanke für Eigentümer*innen, Unternehmen und Bürger*innen. Sie ersetzt aber keine individuelle, projektbezogene Detailplanung. Auf der Ebene der Detailplanung müssen weitere technische, ökonomische und umsetzungsrelevante Fragen geklärt werden.
Welche Regeln zum Heizen soll es geben?
Beim Einbau einer neuen Heizung soll ein Anteil von 65 Prozent Wärme aus erneuerbarer Energien (EE) erreicht werden. Im novellierten GEG wird beschrieben, welche rechtlichen Vorgaben hier zu beachten sind. Pfaffenhofen hat die wichtigsten Fakten hier zusammengefasst: pfaffenhofen.de/heizen
Warum brauche ich eine*n Energieberater*in?
Die energetische Sanierung von Gebäuden ist eine komplexe Aufgabe, bei der die Unterstützung von Fachleuten wie Energieberater*innen wichtig ist. Obwohl Eigenleistungen (je nach handwerklichem Geschick und Bauzustand) Kosten reduzieren können, sollte dies in Absprache mit einem Energieberater erfolgen. Durch eine Vor-Ort-Beratung lassen sich Fehler, Bauschäden und zusätzliche Kosten vermeiden. Die Energieberatung analysiert den Zustand des Gebäudes, erstellt einen Sanierungsfahrplan und empfiehlt geeignete Maßnahmen. Eine Grobkostenschätzung und Hinweise zur Finanzierung einschließlich Fördermöglichkeiten werden ebenfalls bereitgestellt.
Wo finde ich unabhängige Energieberatungen?
Bei der Pfaffenhofener Wärmezentrale können Sie einen Beratungstermin vereinbaren. Dieser ist für Pfaffenhofener*innen kostenlos. Weitere Informationen finden Sie unter:
pfaffenhofen.de/energieberatung. Eine unabhängige Energieberatung bietet außerdem die Verbraucherzentrale an.
Warum sollte bei einem Heizungstausch möglichst auch die Gebäudehülle energetisch saniert werden?
Um den Energiebedarf eines Gebäudes zu senken, kann man das Dach, die Außenwände und die Kellerdecke dämmen und energieeffiziente Fenster und Türen einbauen. Der verbleibende geringe Energiebedarf kann dann mit einem optimierten Heizsystem gedeckt werden, das auf erneuerbaren Energien basiert.
Nicht immer ist eine umfassende energetische Sanierung vor dem Austausch der Heizungsanlage notwendig. In manchen Fällen kann die neue Heizungsanlage so dimensioniert werden, dass sie auch bei späteren energetischen Verbesserungen des Gebäudes weiterhin effizient betrieben werden kann.
Wie sieht es in einem Mehrfamilienhaus mit Gasetagenheizung aus?
Gebäudeeigentümer*innen haben fünf Jahre Zeit, um zu entscheiden, ob die Wärmeversorgung zentral oder weiterhin dezentral erfolgen soll.
Entscheiden sich Gebäudeeigentümer*innen in diesen fünf Jahren für eine teilweise oder vollständige Umstellung der Wärmeversorgung des Gebäudes auf eine zentrale Heizungsanlage, haben sie bis zu acht Jahre Zeit, für die von der zentralen Heizungsanlage erfassten Wohnungen die 65 Prozent-Erneuerbare-Energien-Regel umzusetzen. Nach Fertigstellung der zentralen Heizungsanlage müssen alle weiteren Wohnungen beim Heizungstausch und alle in der Zwischenzeit eingebauten Etagenheizungen nach Ablauf eines weiteren Jahres an die zentrale Heizungsanlage angeschlossen werden. Entscheiden sich die Anlagenbetreiber*innen für die dezentrale Wärmeversorgung, müssen alle eingebauten Gasetagenheizungen nach den ersten fünf Jahren die 65-Prozent-Prozent-Erneuerbare-Energien-Regel einhalten.
Welche Wärmepumpen eignen sich für Pfaffenhofen?
Generell können in Pfaffenhofen alle üblichen Wärmequellen (Grundwasser, Erdreich, Luft) für den Betrieb von Wärmepumpen genutzt werden.
Was ist eine Grundwasserwärmepumpe?
Eine Grundwasserwärmepumpe nutzt das oberflächennahe Grundwasser als Wärmequelle. Zu ihr gehören zwei Brunnen, durch die das Grundwasser entnommen und wieder eingeleitet wird. Grundwasser hat eine relativ stabile Temperatur von 8 bis 12 °C. Es eignet sich daher besonders für den effizienten Betrieb von Wärmepumpen.
Was sind Erdwärmekollektoren?
Erdwärmekollektoren werden horizontal in Schlangenlinien in der Erde verlegt. Darin fließt ein Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel. Überbauungen sollten vermieden werden, da auch die Wärmezufuhr aus dem Regenwasser zur Wärmeversorgung genutzt wird. Eine platzsparende Variante sind Grabenkollektoren oder Erdwärmekörbe, die in entsprechenden Abständen in den Boden eingebracht werden.
Was ist eine Luftwärmepumpe?
Eine Luftwärmepumpe nutzt die Wärmeenergie der Umgebungsluft zur Wärmeversorgung. Die Luft wird angesogen. Ihr wird mithilfe des Verdampfers und des Wärmetauschers die Wärmenergie zur Versorgung des Gebäudes entzogen. Luftwärmepumpen brauchen dafür keine hohen Außentemperaturen. Bis etwa -20 °C können sie den Energiegehalt der Luft nutzen.
Weitere Informationen zu Faktencheck Wärmepumpe: pfaffenhofen.de/wärmepumpe
Welche Vorteile hat eine Grundwasserwärmepumpe?
Grundwasserwärmepumpe Vorteile:
- höchste Effizienz
- niedrigste Stromkosten
- keine Lärmbelastung
- stadtweite Machbarkeitsabschätzung im Geoportal über pfaffenhofen.de/waermekarte verfügbar.
Grundwasserwärmepumpe Herausforderungen:
- hohe Kosten für Brunnenbau und Planungsaufwand
- Platzbedarf für zwei Brunnen mit mindestens 10 m Abstand
- Zugänglichkeit für ein Bohrgerät notwendig
- Wasserrechtliche Erlaubnis erforderlich
Die Grundwasserwärmepumpe ist besonders in den kältesten Monaten die effizienteste Form der Wärmepumpe, da das Grundwasser zum Beispiel im Vergleich zur Außenluft deutlich wärmer ist
Welche Vorteile haben Erdwärmekollektoren?
Erdwärmekollektoren Vorteile:
- hohe Effizienz
- niedrige Stromkosten
- keine Lärmbelastung
- keine Genehmigung nötig
Erdwärmekollektoren Herausforderungen:
- hohe Erschließungskosten
- Erdwärmesonden meist nicht wirtschaftlich (Bohrtiefe stark begrenzt)
- hoher Platzbedarf bei Erdwärmekollektoren
Erdwärmekollektoren liegen in ihrer Effizienz häufig zwischen Grundwasser und Luft als Wärmequelle. Sie sind aufgrund der dichten Bebauung und fehlenden Freiflächen im Stadtgebiet nur vereinzelt einsetzbar.
Welche Vor- und Nachteile hat eine Luftwärmepumpe?
Die Luftwärmepumpe ist die häufigste Form der Wärmepumpe. Sie stellt vor allem in Gebieten außerhalb der Fernwärme und ohne Grundwasserpotenzial die attraktivste Form der regenerativen Wärmeversorgung dar.
Luftwärmepumpe Vorteile:
- niedrige Anschaffungskosten
- einfache Installation
- wenig Erdarbeiten (Fundament und Rohrgraben)
Luftwärmepumpe Herausforderungen:
- Abstand zur Einhaltung der Schallimmissionsrichtwerte nötig
- in der Regel geringere Effizienz als andere Wärmepumpenarten
- Erhöhter Strombedarf an kalten Tagen
- Bei Aufstellung außerhalb der Baulinie: Genehmigung zur isolierten Befreiung von der Baulinie nötig
Da Luftwärmepumpen gewöhnlich mit einem elektrischen Heizstab ausgestattet sind, der an kälteren Tagen immer stärker die Heizlast übernimmt, belastet diese Form der Wärmequelle das Stromnetz am stärksten und führt auch zu den höchsten Stromkosten.
Ist Wärme aus jeder Wärmepumpe automatisch erneuerbar, egal welcher Strom fließt?"
Ja, beim Einbau von Wärmepumpen gelten die Anforderungen an die 65 Prozent-Erneuerbare-Energien-Regel als erfüllt. Da die Bundesregierung plant, das Stromnetz in Deutschland bis 2030 zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien zu speisen, wird hier in der Wärmeplanung kein Unterschied gemacht. Trotzdem gilt: Je mehr Strom aus Wind- und Sonnenkraft und anderen erneuerbaren Energien künftig in den allgemeinen Strommix einfließt, desto klimafreundlicher wird jede Wärmepumpe.
Muss es immer die Wärmepumpe sein?
Nein. Das GEG enthält keine Vorgabe, mit welcher Heizungstechnologie Eigentümer*innen die 65 Prozent-Erneuerbare-Energien-Regel erfüllen. Es nennt aber Heizungsarten, bei denen diese Anforderung als erfüllt gilt, ohne dass hierfür ein gesonderter Nachweis erforderlich ist.
Was mache ich, wenn mein Haus außerhalb des Fernwärmenetzes liegt?
Die Fernwärme wird in Pfaffenhofen zwar schon gut ausgebaut, aber nicht alle Teile des Stadtgebiets können versorgt werden. Die Wärmekarte weist Gebiete aus, die für Grundwasser-Wärmepumpen, für Luft-Wärmepumpen und für Erdwärme-Kollektoren geeignet sind. Hinzu kommen noch Gebiete, die über in der Regel grundwassergestützte Nahwärmenetze versorgt werden können.
In Gebieten, in denen mehrere Wärmepumpen-Lösungen in Fragen kommen, wird Grundwasser-Wärmepumpen in der Wärmeplanung der Vorzug gegeben. Dies liegt zum einen an ihrer hohen technischen Effizienz, die mit einer im Vergleich zu den meisten Luft-Wärmepumpen geringeren Belastung des Stromnetzes zu Spitzenzeiten einhergeht. Zum anderen ergeben sich gerade bei dichter Bebauung im Vergleich zu Luft-Wärmepumpen kaum Lärmbelastungen im Betrieb. Hinzu kommt noch, dass Grundwasser-Wärmepumpen besonders gut als Teil von Nahwärmenetzen genutzt werden können.
Wie soll ich nachweisen, dass ich mit erneuerbaren Energien heize?
Die Umsetzung der Regelung zum klimafreundlichen Heizen mit erneuerbaren Energien soll in der Praxis einfach und unbürokratisch ausgestaltet werden. Dazu sind im GEG (§ 71) eine Reihe von Heizungstechnologien vorgesehen, für die die 65 Prozent-Erneuerbare-Energien-Regel als erfüllt gelten, ohne dass ein Anteil von 65 Prozent im Einzelfall rechnerisch nachgewiesen werden muss (zum Beispiel beim Einbau einer Wärmepumpe). Darüber hinaus können auch andere Lösungen realisiert werden. In diesem Fall ist die Erfüllung der 65 Prozent-Erneuerbare-Energien-Regel von einer nach dem Gesetz befugten Fachperson nachzuweisen.
Wenn ein Gaskessel eingebaut wird, der mit 65 Prozent Biomethan betrieben wird, sind die Rechnungen über den Bezug von Biomethan für fünf Jahre aufzubewahren.