Geschichte Haus der Begegnung
Vom Schulhaus zum Haus der Begegnung
Ein Stück Stadtgeschichte nach Heinrich Streidl
Am 13. 3. 1869 beauftragte die kgl. Regierung von Oberbayern das Bezirksamt Pfaffenhofen, wegen Erbauung eines neuen Schulhauses Verhandlungen mit der Stadt einzuleiten. Der Magistrat aber erklärte, die Schullokalitäten würden vollständig dem Bedürfnis entsprechen. Fünf Jahre ruhte der Akt "Schulhausbau". Im März 1874 erinnerte die Regierung das Bezirksamt, "den Schulhausbau sorgfältig im Auge zu behalten". Erneut ermahnt, beschlossen die Stadtväter, ein neues Schulgebäude zu errichten. Doch wohin damit? Man suchte Standorte, fand welche, aber keiner war geeignet. Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten empfahl (8. 2. 1875) die alte Stadtschreiberei (heute städt. Gebäude mit Unterrichtsräume Musikschule, Zahnarztpraxen und Zweigstelle Sparkasse) und das angrenzende Spengler-Sedlmair-Haus (heute Fa. Brandstetter, Hauptplatz 27). Das kgl. Bezirksamt war dagegen. In nächster Nähe würden "zwei Tennen, wo beständig gedroschen wird" und eine Schäfflerei (heute HypoVereinsbank) "störend auf den Unterricht wirken".
Schließlich und endlich hatten die Stadtväter die passende Stelle entdeckt - am oberen Hauptplatz bei der Stadtpfarrkirche "zur Verschönerung der Stadt". Die hohe Regierung genehmigte am 21. 4. 1875 diesen Entschluss. Die kgl. Baubehörde fertigte Pläne und veranschlagte die Baukosten auf 60.000 Gulden (rund 300.000 Mark). Bargeld fehlte. Es musste daher ein Darlehen bei der Bayerischen Vereinsbank in München aufgenommen werden, "heimzahlbar in 52 Jahren in 5½ % Annuitäten". Zur Finanzierung der Bauvorhaben erhöhte der Magistrat am 1. 8. 1876 den Lokalmalzaufschlag auf 1,40 Mark beim Hektoliter Malz. Er betrug 65 Pfennig beim Hektoliter Bier, 1 Pfennig bei der Maß.
Im November wurde das bei der Stadtpfarrkirche stehende Schwesternhaus abgebrochen; auch das Schulhaus, die ehemalige Engelkapelle, "so von dem berühmten Asam in Fresko gemalt und von dessen Bruder stukadiert worden". Bei der Säkularisation im Jahre 1803 hatte man die Kapelle in ein Schulhaus umgewandelt, das nun dem Neubau weichen musste. Im Februar 1804 begannen die Bauarbeiten, nachdem die Gritschstiftung durch Tausch den Stadtgrabengarten als Bauplatz vom Heilmaierbräu Anton Müller (Heimer) erworben hatte.
Für die bevorstehende Grundsteinlegung hatte der Goldarbeiter Josef Wannersperger eine silberne Platte (17,5 cm lang, 13 cm breit, 217,5 Gramm schwer) im Werte von 38,57 Mark gefertigt. Nach einer hl. Messe in der Pfarrkirche fand am 11. April um 6.30 Uhr die feierliche Grundsteinlegung "an der vorderen Frontseite in der Mitte des Gebäudes links vom Haupteingang" statt. Bezirksamtmann Reiser legte "nach einer passenden Anrede" die Silberplatte in den Stein. Bürgermeister Seiz fügte acht "Münzen bayerischen Gepräges" der Jahre 1875, 1876 und 1877 bei. Bauführer Carl Aicher schloss den Grundstein mit einer Steinplatte, auf die Bezirksamtmann Reiser, der Magistrat sowie alle übrigen Eingeladenen je "drei Hammerschläge gaben".
Der Fortführung des Baues stand noch ein Hindernis im Wege, das Frühmessbenefiziatenhaus hinter der Stadtpfarrkirche. Bereits im November des Vorjahres forderte der Magistrat den Abbruch dieses Baues. Der Frühmesstiftung sollte dafür das zum Heiliggeistspital gehörige Angermeierhaus (Hofberg 7) überlassen werden. Das Ordinariat in Augsburg aber verlangte die Errichtung eines neuen Benefiziatenhauses hinter der Pfarrkirche. Beim Abbruch des alten Gebäudes im Juli kam man aber zu der Überzeugung, dass es teuer und unpraktisch wäre, den hinter der Kirche gewonnenen freien Platz wieder zu verbauen. Die Frühmeßstiftung übernahm nun doch das Angermeierhaus am Hofberg.
Im Dezember stand der Rohbau. Das Darlehen war fast aufgebraucht. Für den Ausbau gab die Bayer. Vereinsbank im März 1878 ein zweites Darlehen von 50.000 Mark, nachdem die beiden Kapitalien als Hypotheken in das Grundbuch eingetragen worden waren.
Der Platz des Schulhauses war Eigentum der Gritschstiftung. Ende März erwarb die Stadtgemeinde das Grundstück für 2000 Mark. Am 23. 10. 1878 konnte das neue "Städtische Schulhaus" eingeweiht werden.
Im südlichen Flügel waren die Unterrichtsräume für die Mädchen, die Schwesternwohnung sowie die Kinderbewahranstalt untergebracht. Der Nordflügel hatte drei Schulsäle für die Knaben, eine Hilfslehrerwohnung und einen Zeichensaal. Am 21. Juli 1879 feierte Domkapitular M. Ostermayr die erste heilige Messe in der Hauskapelle.
Nach Erbauung des Knabenschulhauses am Promenadeweg (heute Schulstraße) 1897/98 wurde aus dem "Städtischen Schulhaus" das "Mädchenschulhaus". Als solches diente es bis Ende 1965. Ein neues Mädchenschulhaus an der Niederscheyerer Straße trat an seine Stelle. Das alte Gebäude am Hauptplatz wurde renoviert und bis Juli 1976 der Realschule überlassen. Dann konnte auch die Realschule alle Klassen unter einem gemeinsamen Dach in einem Neubau (der ursprünglich für das Gymnasium errichtet worden war) vereinen.
Der Stadtrat stand nun vor der schwierigen Aufgabe, das alte Schulhaus, das eine architektonische Dominante zum etwa gleichaltrigen Rathaus am unteren Hauptplatz darstellt, einer neuen Verwendung zuzuführen. Dass aus städtebaulichen Gründen das Äussere des ehemaligen Schulhauses möglichst nicht verändert werden soll, stand von Anfang ausser Zweifel.
Während man eine Zeit lang die Einrichtung eines Jugendzentrums erwog, war man sich bald darin einig, die Pfarrbücherei und die Stadtbücherei zusammenzulegen und in dem zu renovierenden ehemaligen Schulhaus eine moderne Bücherei für die durch Eingemeindungen auf mehr als 15.000 Einwohner angewachsene Kreisstadt zu schaffen. Der entsprechende Vertrag zwischen der Pfarrkirchenstiftung und der Stadt datiert vom 3. 9. 1976.
Der Mangel an Übungs- und Veranstaltungsräumen für das kulturelle Leben in der Großgemeinde erleichterte dem Stadtrat die Entscheidung. Man wollte zwar zunächst gleichzeitig auch dem hier noch in den Kinderschuhen steckenden Fremdenverkehr auf die Beine helfen und bevorzugt entsprechende Einrichtungen schaffen, doch ließen sich die dafür angepeilten Staatsgelder nicht anzapfen. Schließlich konnte das Vorhaben aus dem Programm "Freizeit und Erholung" des Bayer. Staatsministeriums für Wirtschaft und Verkehr die nötige Förderung erfahren, worauf der Stadtrat am 15. 7. 1976 den entsprechenden Beschluss fasste. Die Planungsarbeiten wurden den Ingenieur-Büros Satschko, Deggendorf und Wipfler, Pfaffenhofen am 28. 4. 1977 übertragen. Mit den Bauarbeiten konnte am 26. 9. 1977 begonnen werden. Das Richtfest fand am 2. 8. 1978 statt.
Das Gebäude wurde bei diesem Umbau völlig ausgekernt, d. h. sämtliche Wände, Decken, Treppenhäuser und das Dach wurden abgebrochen und nach den genehmigten Plänen neu erstellt. Die Fassade wurde belassen, der Vorplatz neu gestaltet.
Durch den Umbau entstanden folgende Räume mit zusammen 9580 cbm umbauten Raum. 2. Obergeschoss: Theatersaal 97 qm, Bühnenraum 41 qm, Musikraum 89 qm, Singraum 97 qm, Gruppenraum 52 qm, Garderobe, WC, Umkleideraum. 1. Obergeschoss: Stadtbücherei 444 qm, Büro 23 qm, WC. Erdgeschoss: Information 31 qm, 2 Büros Musikschule Verwaltung je 14 qm, Lehrerzimmer 30 qm, Gruppenraum 59 qm, Teeküche 9 qm, Gymnastikraum 79 qm, Filmraum 90 qm, Garderoben. Kellergeschoss: WC, Duschen, Umkleideräume, Heizraum, Lagerraum.
Die Gesamtkosten einschl. Einrichtungen kamen auf ca. 2,6 Mio. DM. Die Finanzierung wurde ganz wesentlich durch Staatszuschüsse in Höhe von 835.600 DM und ein zinsgünstiges Darlehen von über 532.000 DM erleichtert.
Nach zweijähriger Bauzeit konnte vom 5. bis 14. Oktober 1979 das "Haus der Begegnung" mit einer Festwoche eröffnet werden. Ein Dankgottesdienst in der Stadtpfarrkirche, Festakt in der Stadtbücherei mit Begrüßung, Segnung, Festansprache, Grußworte und Buchpremiere des Heimatbuches "Stadt Pfaffenhofen" von Stadtarchivar Heinz Streidl(†) mit anschl. Führung durch das Gebäude schlossen sich an. Am Abend fand auf dem Kirchplatz eine Serenade statt und im Theatersaal präsentierte die Kleinkunstbühne Basilisk Hanns Meilhammer mit seinem Soloprogramm. Die Festlichkeiten setzten sich am Wochenende mit einem "Tag der offenen Tür" und über die ganze nachfolgende Woche mit zahlreichen Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Lichtbilder- und Filmvorträgen, Konzerten, Dichterlesungen, Proben von Ballettstunden, Volkstanzabend, Kasperltheater und Ausstellung usw. fort.