175 Jahre Liedertafel - Die Anfänge
01. April 2024
„Immer erschalle froher Gesang, nimmer verhalle harmonischer Klang!“
Vor 175 Jahren begann die Geschichte der Liedertafel Pfaffenhofen, Teil 1
Am 11. Juni 1847 wurde der „Liederkranz“, der älteste bis heute bestehende Kulturverein Pfaffenhofens gegründet. Mit dem Beschluss des Stadtmagistrats unter Bürgermeister Johann Anton Seidl wurde er als Männergesangverein damals offiziell aus der Taufe gehoben. Dieses runde Jubiläum ist Grund genug, auf die Geschichte der Pflege deutschen Liedgutes in Pfaffenhofen durch den Liederkranz, aus dem die heutige „Liedertafel“ hervorging, zurückzublicken.
Initialzündung auf „Waldpartie“ mit Lehrer Thoma
Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war eine ereignisreiche Epoche. Die im Gefolge der französischen Revolution 1789 und der freiheitlichen Ideen des frühen 19. Jahrhunderts entstehende deutsche Nationalbewegung führte an vielen Orten ab 1809 zur Gründung sogenannter „Liedertafeln“, die das deutsche Liedgut pflegten. Um die Jahrhundertmitte waren der Skandal um Lola Montez und ihr Verhältnis mit König Ludwig I., die Münchener „Bierunruhen“ und die 1848-er Revolution Gesprächsthemen der Leute. In dieses Zeitumfeld fällt die Gründung des ersten Gesangsvereins in Pfaffenhofen, des „Liederkranzes“.
Anlässlich des Ausfluges einer sangesfreudigen Schar Männer zum damals dicht bewaldeten Abhang „Ottensruh“ im Bereich der heutigen „Weiherer Anlage“ regte Lehrer Anton Thoma im Jahr 1846 an, das „schöne hehre Lied“ in Pfaffenhofen zu fördern und mit musikalischen Produktionen an die Öffentlichkeit zu gehen. Regelmäßig stattfindende Proben erlaubten im Februar 1847 den ersten öffentlichen Konzertabend in Pfaffenhofen, der die Besucher begeisterte. Verschiedene Gesangsvorträge, ein Streichquartett und mehrere Einlagen kamen zur Aufführung. Der erfolgreiche Auftakt machte den Sängern Mut, beim Stadtmagistrat die Zustimmung zur Gründung eines Männergesangvereins einzuholen.
Strenge Aufnahmekriterien und zahlreiche Aktivitäten nach der Gründung
Bereits einen Tag nach dem positiven Magistratsbeschluss, der als offizielles Gründungsdatum des „Liederkranzes“, wie sich der Verein jetzt nannte, gilt, wurde am 12. Juni 1847 im Müllerbräukeller die „erste Produktion mit Blechmusik und Illumination“ gegeben. Chorregent Altegger war der erste Dirigent des neuen Männergesangvereins, der auch den bis heute geltenden Sängerspruch „Immer erschalle froher Gesang, nimmer verhalle harmonischer Klang!“ schuf.
Die Musikproben fanden beim „Lutherwirt“ Joseph Tritscheller (Ingolstädter Straße 8) statt. Die Mitgliedschaft beim „Liederkranz“ war strengen Aufnahmekriterien unterworfen, der Leumund der Bewerber in der Stadt musste unbescholten sein. Der bereits dem Verein angehörende Skribent Schmid wurde sogar wegen „unanständigen Betragens“ ausgeschlossen.
In den ersten Jahrzehnten gehörten dem „Liederkranz“ die Lehrer Pfaffenhofens und der Region, die Amtspersonen von Landgericht, Rentamt und anderen Dienststellen sowie die Kaufleute und Bierbrauer an, durchwegs honorige und angesehene Persönlichkeiten.
Noch im Gründungsjahr kam es zu mehreren auswärtigen Auftritten, so im damals berühmten „Starzhauser Keller“, wohin die Wolnzacher Sänger eingeladen hatten. Eine große Ehre und Auszeichnung erfuhren die Sänger des „Liederkranzes“, als 1848 für die in Pfaffenhofen weilende Kronprinzessin Marie von Bayern, Gattin des späteren Königs Max II., eine „Serenade“ vorgetragen wurde, wofür die Adelsdame „in anerkennenden Worten huldvollst dankte“.
Noch im selben Jahr konnte im Kramerbräusaal das große Fest der Fahnenweihe begangen werden, nachdem die Mitglieder des „Frauenvereins“ eine prächtige Vereinsfahne für die singenden Männer Pfaffenhofens angefertigt hatten. Regelmäßige Konzertauftritte, Sängertreffen mit auswärtigen Vereinen und sogar erste Theateraufführungen gehörten zum schnell dichter werden Jahresprogramm der Sänger. Im Jahr 1849, in der Frühzeit der Lichtbildkunst, ließen sich die Mitglieder des „Liederkranzes“ sogar fotografieren, die Aufnahme ist jedoch seit langem verschollen.
Wechselnde Vereinslokale und Krisenjahre des „Liederkranzes“
Unruhigere Zeiten kamen nun auf den „Liederkranz“ und seine Mitglieder zu. Im Jahr 1869 zogen sie mit ihrem Herbergsvater Joseph Tritscheler ins „Gasthaus zur Post“, ehe der Verein nach einem weiteren Wechsel des Vereinslokals im Jahr 1874 schließlich für knapp 100 Jahre in der Brauerei Amberger am Hauptplatz eine Bleibe fand.
Kurz vor der prächtig verlaufenden 30-Jahr-Feier 1877 hatte der „Liederkranz“ eine weitere Bewährungsprobe zu überstehen. Die jüngeren Sänger spalteten sich ab und gründeten den „Rauchklub“, um eigene Vorstellungen vom Vereinsleben zu verwirklichen. Die Sänger überstanden jedoch den Verlust ihrer Nachwuchskräfte und gehörten mit der jährlich abgehaltenen Stiftungsfeier und den jährlichen, stets sehr gut besuchten Cäcilienfeiern zum festen Bestandteil im Pfaffenhofener Unterhaltungsgeschehen. Zu einer harten Belastungsprobe wurde das Jahr 1896. Damals sonderten sich abermals die jüngeren Mitglieder ab und gründeten mit dem „Liederhort“ einen eigenen Gesangverein, wodurch die Tätigkeit des „Liederkranzes“ stark eingeschränkt wurde.
Mit freundlicher Genehmigung: Andreas Sauer, Stadtarchivar
(Die historischen Protokollbücher der Liedertafel werden im Stadtarchiv Pfaffenhofen verwahrt)
Zum 2. Teil der Liedertafelgeschichte geht es hier:
175 Jahre Liedertafel - Der Weg zum modernen Freizeitchor
Zum Jubiläumskonzert am 11. Mai 2024 geht es hier:
175 Jahre Liedertafel - Konzert mit Brass a Noble
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