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Absolut Lesenswert: Die Buchtipps im April

Absolut Lesenswert: Die Buchtipps im April © Aufbau Verlag

Tizabi, Minu D.: Revolution morgen 12 Uhr

Aufbau Verlag

Umwegreicher Roadtrip einer Gruppe klinikflüchtiger Psychiatrie-Patienten

Die Vita der Autorin Minu D. Tizabi weckt beim Leser unweigerlich hohe Erwartungen an ihren Debütroman. Sie war 2006 mit 14 Jahren die damals jüngste deutsche Abiturabsolventin mit einem Schnitt von 1,0 und wurde mit 22 Jahren Deutschlands jüngste Ärztin.

„Revolution morgen 12 Uhr“ ist ein interessanter, kurzweiliger Roman mit einem individuellen, frischen Schreibstil. Hauptfigur ist der 24jährige in Deutschland aufgewachsene Mathematikstudent Sean Christophe mit französisch-britischen Wurzeln. Er leidet an einer Panikstörung und wird 2018 parallel zur beginnenden Fußball-WM in die Psychiatrie eingeliefert. Fußball und Mathematik sind für Sean zwei der wenigen haltgebenden Komponenten in seinem Leben. Während des Klinikaufenthaltes erhält Sean mysteriöse Anrufe in französischer Sprache mit meist gleichem Wortlaut, die für ihn wenig Sinn ergeben. Als er sich einem Mitpatienten anvertraut, hat dieser die Idee, dass drei der sich ständig wiederholenden Begriffe eine Koordinate mitten in Berlin bezeichnen könnten. Jemand scheint das System „What3Words“ zu nutzen, mit dem jeder Ort der Welt mit einer Kombination von drei sinnhaft nicht miteinander in Bezug stehenden Wörtern lokalisiert werden kann. Ist das ein Hinweis für Sean? Womöglich von seinem französischen Halbbruder, zu dem er seit Jahren keinen Kontakt hat? Zusammen mit fünf Mitpatient:innen bricht Sean aus der Klinik aus und fährt nach Berlin, um der Spur nachzugehen. Eine Odyssee in Form einer modernen Schnitzeljagd beginnt und bringt die sehr heterogene Gruppe zeitgleich zum Endspiel der Fußball-WM nach Paris.

Ein Roman mit vielen interessanten Querbezügen und philosophischen Fragestellungen. Für alle, die einzelne Sätze auch gerne einmal mehrfach lesen und neugierig auf Ideen junger Autor:innen sind.

Elisabeth Brendel ( aus den Buchprofilen des Michaelsbundes)

Kröner, Matthias: Der BillabongkönigBeltz & Gelberg

Eine Tierfabel über Machthunger und die Kraft von Gemeinschaft und Solidarität – originell, modern und humorvoll!

Wie lustig ist das? Da will uns der Geschichtenerzähler Matthias Kröner in Ruhe seine wohlausgedachte Tierfabel präsentieren, und dann quasselt ihm seine Hauptfigur Ben, seines Zeichens ehrwürdiges Krokodil und König der Mangrovensümpfe, andauernd dazwischen.Vor meinen Augen entsteht das Bild einer Bühne, darauf ein Bauchredner mit seiner frechen Handpuppe (in diesem Fall ein Krokodil), die zu allem und jedem ihren Senf dazugeben muss. Die gesamte Geschichte ist ein witziger Schlagabtausch zwischen dem etwas eitlen, aber doch liebenswürdigen Krokodilkönig Ben und seinem Erschaffer, der gerne fabuliert und der es augenzwinkernd mit der Wahrheit nicht immer ganz so genau nimmt. Hintergrund ist ein Aufruhr im Tierreich, irgendwo zwischen Australien und Südostasien. Die bestehenden Machtverhältnisse kommen ins Wanken und die bisherige Alleinherrschaft des Billabongkönigs Ben ist plötzlich in Gefahr. Ausgerechnet Kaukasius Grätenzieher, ein Krokodilwächtervogel (tätig als Zahnarzt für Krokodile), will Ben mit einer fiesen Masche von seinem Thron stürzen. Alles gipfelt in einem großen Tohuwabohu, bei dem die Tiere durch eine kluge List des ehemaligen Königs Ben schließlich die Demokratie als das fairste System für sich entdecken und durchzusetzen wissen. Jeder darf, soll und muss sich einbringen – dadurch entsteht gemeinsame Stärke und Solidarität.

Ein absolut empfehlenswertes Kinderbuch, das Witz, Spannung und die Vermittlung von Wissen und Moral vereint. Jedoch nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern durch geschickt eingebaute Ungereimtheiten in der Geschichte immer mit der Aufforderung, Informationen zu hinterfragen, selbst mitzudenken und sich ein möglichst realistisches eigenes Bild zu machen.

Elisabeth Brendel (aus den Buchprofilen des Michaelsbundes)

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