Buchtipps der Stadtbücherei
07. Dezember 2023
Sebastian Meschenmoser: Herr Eichhorn und die Ferne
Herr Eichhorn nimmt sich eine Auszeit und findet zurück zu sich selbst.
Manchmal gibt es Tage, da wird Herrn Eichhorn alles um ihn herum zu viel. Er möchte fliehen vor all dem regen Treiben im Wald, vor dem ständig keckernden Igel, dem tollpatschigen, lauten Bären, den emsigen Ameisen und all dem schwirrenden und surrenden Insektenlärm in seinen Ohren. Dann schließt er seine Augen und seine Ohren und träumt sich weg an diesen wunderbaren Ort in der Ferne, von dem erzählt wird, dass dort nichts ist als Stille. Er genießt das Alleinsein und die absolute Ruhe. Erst nach einer geraumen Weile kann er wieder spüren, wie ansteckend das keckernde Lachen eines bekannten Freundes ist, wie gut ihm der Duft der Bäume und der Blumen tut und wie wundervoll das Summen der Insekten und der Gesang der Vögel in seinen Ohren klingen. Und dass alles im Grunde gut ist, wie es ist.
Die außerordentlich kunstvollen Buntstiftzeichnungen vermitteln den hohen Gefühlsanteil dieser lebensklugen Geschichte, spürbar in Mimik und Körperhaltung jeder einzelnen Tierfigur. Stimmig begleitet werden die ausdrucksstarken Illustrationen von sparsamen, gezielt gesetzten Textpassagen, die stets der Bildwirkung den Vortritt lassen. Ein sehr wertvolles Bilderbuch, das zum Innehalten einlädt.
Elisabeth Brendel, Stadtbücherei
Rachel Joyce: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
Der Rentner Harold Fry erhält von einer früheren Arbeitskollegin Queenie einen Brief, in dem sie über ihre Krebserkrankung berichtet; es ist ein Abschiedsbrief vom anderen Ende Englands. Harold ist verheiratet, die Ehe ist im Lauf der Jahre etwas eingerostet. Er schreibt Queenie einen kurzen Antwortbrief und als er ihn zum Briefkasten bringt kommt Fry der Gedanke, er könne die Kollegin retten wenn er zu Fuß zu ihr ginge. Sein ganzes Leben hat er mehr oder weniger langweilig verbracht, jetzt sieht er die Möglichkeit, durch Eigeninitiative etwas zu bewirken. Die Geschichte scheint zunächst etwas weit hergeholt, jedoch kann sich der/die LeserIn zunehmend hineinversetzen in die Denkweise, den Ehrgeiz und die Motivation des Harold Fry. Der Pilger lernt auf seinem Weg viele Menschen kennen, Familien, Singles, getrennt Lebende, also ein Spiegelbild der Gesellschaft, wie es in allen Schichten anzutreffen ist. Regelmäßig schreibt er seiner Frau einen Brief und schildert seine Erlebnisse. Auch Queenie schreibt er Briefe und Postkarten. Nach und nach werden die Qualen des Wanderns immer größer und Harold ist kurz davor aufzugeben, aber seine Frau, mit der er oft telefoniert, muntert ihn auf weiterzumachen, da sie weiß, wenn er es nicht schafft, wird er der Chance für immer nachtrauern.
Der Roman versetzt in eine nachdenkliche Stimmung, der Leser beginnt selbst sein Leben zu reflektieren und stellt sich vor, wie es wäre, selber einmal eine ähnliche Reise zu machen.
Manfred Wittmann (ehrenamtlicher Rezensent)
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