Die lokale Geschäftswelt im Spiegel von alten Inseraten: Werbung zwischen1860 und 1960
02. Juni 2023
Die Werbung des heimischen Gewerbes, die heute neben der klassischen Anzeige und einer ansprechenden Schaufenstergestaltung auch das Internet und Online-Plattformen nutzt, war schon im 19. Jahrhundert wichtig, um die eigenen Produkte an den Mann und an die Frau zu bringen. Anders als heutzutage, wo einem mitunter öfter als gewünscht die Werbung bis aufs Mobiltelefon geliefert wird, mussten die Geschäftsleute früher die Kunden durch gelungene Werbung zu sich in den Laden holen.
Werbung über Schaufenster und Firmenschilder
Bevor es in Pfaffenhofen eine Zeitung oder auch nur ein Wochenblatt gab, waren für die Geschäftsinhaber eine einladende Präsentation des Warensortiments und eine kunstvolle Gestaltung von Werbeschildern und Schriftzügen die besten Werbeträger. Medien, in denen man hätte inserieren können, konnte man – und dies in nur geringer Auflage – erst nach 1870 wirksam nutzen.
Das Amts-Blatt als erstes gedrucktes Werbemedium
In dieser Zeit gewann das „Amts-Blatt für das kgl. Bezirks-Amt Pfaffenhofen“ zunehmend Bedeutung für die Präsentation der heimischen Produkte. Mit einer bald auf über 3.000 Exemplare steigenden Auflage nutzten es die Gewerbetreibenden gerne. Dabei entwickelten sich auch die hier veröffentlichten Anzeigen von schlichten textlastigen zu zunehmend künstlerisch gestalteten Inseraten.
Erste Firmenprospekte im 19. Jahrhundert
Einige größere Unternehmen wie die Maschinenfabrik Stocker, aber auch mittelständische Handwerksbetriebe wie die Spenglerei Weidlein am Hofberg oder die Uhrenfachgeschäfte, inserierten Abbildungen ihrer Produkte oder gaben gedruckte Prospekte heraus. Einige Geschäftsleute verwendeten auch Abbildungen ihrer Firmensitze. Die Werbung wurde noch nicht bunter, jedoch immer vielfältiger und durch optische Reize zunehmend zum Blickfang.
Werbung als Spiegel des Zeitgeists
Alte Werbeanzeigen geben zeittypische Besonderheiten wieder, die ein bestimmtes Jahrzehnt prägten. Alte, heute nicht mehr existierende Handwerke wie Seiler oder Bürstenmacher finden sich hier ebenso, wie Inserate von Agenturen für die ab 1870 zahlreichen Auswanderer nach Nordamerika, die den Bezirk Pfaffenhofen für immer verließen. Anzeigen der Produzenten von Maschinen zum Einsatz in der Landwirtschaft oder von Fahrradhändlern aus den 1880er Jahren machten den Umbruch der Zeit deutlich.
„Patente“ Unternehmer
Pfaffenhofener Geschäftsinhaber, die besonders innovativ waren, warben mit Abbildungen ihrer Geräte, auf die sie Patente erhalten hatten, und machten dies mit großen Anzeigen deutlich. Der Hafnermeister Sebastian Dietrich oder der Kupferschmiedmeister Michael Dotterweich entwickelten Produkte für die heimische Hopfenwirtschaft und das Brauwesen, die überregional Bedeutung gewannen.
Die Werbung wird bunter
Als neuer Werbeträger kristallisierten sich die Pfaffenhofener Kinos heraus. Dort wurden ab den 1950er Jahren vor dem aktuellen Filmprogramm Anzeigen der heimischen Geschäftswelt gezeigt, die in der Hochzeit der Kinos zwischen 1950 und 1970 tausende Besucher zu sehen bekamen. Überwiegend gezeichnet, dokumentieren auch sie die zeittypischen Produkte, die aufkommende Technisierung und den beginnenden Wandel im Nachkriegsjahrzehnt.
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