Die neuen Buchtipps der Stadtbücherei
01. März 2024
Sunjeev Sahota: Das PorzellanzimmerMehar, ein junges Mädchen im ländlichen Punjab in Indien, wird im Jahr 1929 zusammen mit zwei weiteren Frauen in einer Zeremonie an drei Brüder verheiratet. Keine der drei weiß, welcher nun der jeweils zu ihr gehörige Partner ist, denn das Eheleben wird von der Schwiegermutter gesteuert. Diese erklärt Mehar, sie solle zur Nachtzeit in einem dafür bestimmten Raum auf ihren Mann warten. Verschleierung und tiefe Dunkelheit macht das leicht. Dennoch versuchen die Frauen über die Eigenschaften der Männer rauszufinden, mit wem sie es zu tun haben. Mehar beginnt Vertrauen zu entwickeln und glaubt, den „Richtigen“ zu kennen. Und auch er entwickelt tiefe Zuneigung zu ihr. Als sie bemerken, dass sie einem Irrtum erlegen sind, aber ihre Liebe nicht aufgeben wollen, beschließen sie nach vielen heimlichen Treffen in den Feldern zu fliehen. Wie werden der tatsächliche Ehemann und die Schwiegermutter reagieren?
Christel Furtner (ehrenamtliche Rezensentin)
Karen Köhler: Himmelwärts
Zwei zehnjährige Mädchen verlieren und finden sich in der Weite des Universums.
„Himmelwärts“, ursprünglich als Bühnenstück geschrieben, wurde 2022 im Jungen Theater Ingolstadt unter großem Applaus uraufgeführt und verdient nun in Buchform mindestens genauso große Beachtung. Tonis Mama ist an Krebs gestorben. Um Tonis „Vermissung“ etwas entgegenzusetzen, bastelt ihre Freundin YumYum ein kosmisches Radio, mit dem die beiden bei einer Zeltübernachtung im Garten in den Himmel funken wollen, wo sie Tonis Mama vermuten. Die Taschen voller Snacks und die Herzen voller gemischter Gefühle, gelingt den beiden Mädchen tatsächlich eine unglaubliche Kontaktaufnahme. Am anderen Ende des Funkkontakts meldet sich zwar nicht Tonis Mama, aber dennoch eine menschliche Stimme. Eine überaus spannende Nacht nimmt ihren Anfang.
Karen Köhler ist mit diesem Kinderroman ein faszinierendes Gesamtkunstwerk gelungen. Tonis Stimme besitzt eine sehr intensive, individuelle Klangfarbe, die den Leser in ihrer Direktheit und mit herrlich kreativen Wortneuschöpfungen für sich einnimmt. Erzählerisch wechseln sich Handlungsstrang und Erinnerungen aus Tonis Notizbuch auf stimmige Weise ab und werden auch optisch durch unterschiedliche Farbgestaltung voneinander abgesetzt. Die linoldruckartigen, sehr kunstvollen Illustrationen von Bea Davies schaffen eine geheimnisvolle Atmosphäre. Insgesamt eine wundervolle, mitreißende, gleichsam schreiend-komische und tiefsinnige Geschichte über Trauer, Freundschaft, Liebe und die Faszination des Universums.
Elisabeth Brendel, Stadtbücherei
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