„ ... einfach so herrlich verrückt und kreativ“
02. Juni 2023
Herzstück der Paradiesspiele ist „Der Brandnerkaspar schaut ins Paradies“, das bekannteste Stück von Joseph Maria Lutz. Das Besondere in diesem Jahr: Das Freilichttheaterstück wird als Bürgerbühne umgesetzt – d. h. die meisten Darstellerinnen und Darsteller sind aus Pfaffenhofen und Umgebung und wurden im Vorfeld über ein öffentliches Casting ausgewählt. In den kommenden Wochen werden die zehn Laien-Darstellerinnen und Darsteller vorgestellt.
Am 17. Juni feiert die Inszenierung von Falco Blome auf der Festspielbühne vor dem Haus der Begegnung Premiere. In weiteren acht Vorstellungen im Juni und Juli kommt ein Stück bayerischer Kulturgeschichte auf die Bühne.
Barbara Sturm spielt die Bäuerin.Das Gespräch führte Julia Burger, Mitarbeit Kultur und Veranstaltungen.
Stadt Pfaffenhofen: Sie haben ja schon einige Erfahrungen im Bereich Theater und Film. Erzählen Sie doch mal. Was waren Ihre letzten Projekte?
Barbara Sturm: Das letzte und auch das größte Projekt war „Die Kaiserin“ (Netflix Serie). Das war grandios. Dimensionen, die ich bis dahin noch nicht gekannt habe. Theater spiele ich schon, seit ich Kind war, von der kleinen Ida aus „Michel von Lönneberga“ bis hin zu Bauerntheater, wo ich die Magd spielen durfte. Jetzt bin ich ja die Bäuerin, bin also inzwischen aufgestiegen. Zuletzt war ich bei „Aktenzeichen XY“ dabei, kleine Statisterierollen übernehme ich immer wieder und ich habe auch schon Fernsehwerbung gemacht. Also queerbeet, immer wenn mich etwas interessiert, bewerbe ich mich und mit Glück kann ich dann auch dabei sein, so wie jetzt im Brandnerkaspar: ich wohne genau drei Häuser weiter, das Stück finde ich genial, in Verbindung mit dem Autor Joseph Maria Lutz und Pfaffenhofen, was könnte es besseres geben. Auch in diesem Fall habe ich mich beworben und hatte das Glück, genommen zu werden.
Stadt Pfaffenhofen: Ihre Beschäftigung mit Film und Theater erfolgt nebenberuflich. Was reizt Sie so sehr?
Barbara Sturm: Ich empfinde diese Beschäftigung als Ausgleich zu meinem Beruf, der sehr stressig ist. Ich bin im Baugewerbe tätig. Die Menschen, die in Film und Theater arbeiten, sind einfach so herrlich verrückt und kreativ. Diese Begegnungen empfinde ich als sehr bereichernd. Bei jeder Probe, die wir beim Brandnerkaspar miteinander haben, wird es intensiver und wir werden miteinander vertrauter und lockerer. Bei diesem Prozess dabei sein zu dürfen, genieße ich sehr.
Stadt Pfaffenhofen: Kann man sagen, dass Ihr als Ensemble euch immer mehr findet?
Barbara Sturm: Ja absolut, wir finden uns! Auch wenn die Leute so ganz verschieden sind, jung und alt und kunterbunt gemischt, aber es passt ungemein gut zusammen. Ich denke, wenn wir dann das Stück beendet haben, sind wir alle gute Freunde.
Stadt Pfaffenhofen: Sie verkörpern im Stück eine Bäuerin, die im Wirtshaus den Ton angibt. Sie stellen dem Brandnerkaspar recht viele Fragen und sind auch sonst eher nicht auf den Mund gefallen. Können Sie sich mit dieser Figur identifizieren?
Barbara Sturm: Wie hat mein Schwager gesagt: Das passt wie die Faust aufs Auge. Ich muss in meinem Beruf auch immer sagen, wo es lang geht, und muss mich da durchsetzen. Von daher ist es mir fast auf den Leib geschnitten. Ich bin sicher nicht auf den Mund gefallen, weiß mich durchzusetzen und zu behaupten. Es passt einfach und die Rolle könnte nicht besser sein.
Stadt Pfaffenhofen: Die Heimat ist ein zentrales Thema im Stück von Joseph Maria Lutz. Geht es Ihnen wie dem Brandnerkaspar? Sind Sie sehr heimatverbunden?
Barbara Sturm: Ja. Ich reise zwar sehr gerne, aber ich bin auch sehr heimatverbunden. Mein Vater war Südtiroler, ich fühle mich in den Bergen sehr zu Hause. Er kommt aus einer Bergbauernfamilie, mit Feuer zu kochen und fließendes Wasser nur in der Küche zu haben, das ist mir sehr vertraut. Und Pfaffenhofen ist jetzt seit 30 Jahren mein Zuhause. Und ich fühle mich hier unheimlich wohl.
Stadt Pfaffenhofen: Sind Sie in Südtirol aufgewachsen?
Barbara Sturm: Nein, meine Mutter ist preußischer Adel, mein Vater ist Südtiroler Bergbauer, ich bin aber in München geboren. Es kommt also alles zusammen. Am meisten verbunden fühle ich mich aber mit den Bergen in Südtirol, diese Ehrlichkeit, die es dort gibt, die mag ich besonders. Auch wenn ich seit 30 Jahren in Pfaffenhofen lebe, bin ich immer noch die Zuagroaste. Und das wird sich wahrscheinlich auch nicht mehr ändern.
Stadt Pfaffenhofen: Gibt es etwas, worauf Sie sich freuen, wenn Sie an die kommenden Probenwochen und die anschließende Premiere denken?
Barbara Sturm: Zur Premiere werden meine beiden Söhne und weitere Familienmitglieder kommen. Darauf freue ich mich. Und die Proben werden immer spannender, es wird immer flüssiger, wie soll ich sagen, es nimmt Fahrt auf.
Stadt Pfaffenhofen: Und gibt es auch etwas, wovor Sie sich ein bisschen fürchten?
Barbara Sturm: Komischerweise nicht. Ich bin es gewohnt, auch vor mehreren Hundert Personen zu reden. Das macht mir nichts. Es ist eher eine Vorfreude auf alles, was kommt. Natürlich bin ich etwas kribbelig und auch nervös, ob alles klappen wird, ob das Wetter hält und der Ton passen wird und so weiter. Aber Angst? Nicht wirklich, nein!
Stadt Pfaffenhofen: Wie geht es Ihnen bei der Arbeit mit Falco Blome? Macht es Ihnen Spaß?
Barbara Sturm: Als ich meine Kollegen und Kolleginnen zum ersten Mal gesehen habe und wir an diesem großen Tisch saßen und jeder seine Rolle gelesen hat, war ich erst etwas verwundert, wie er die Rollen den Personen zugeteilt hat. Inzwischen muss ich sagen, es ist genial, wie er es gemacht hat, es ist wirklich großartig. Er sieht in uns manchmal etwas, das wir vielleicht selber gar nicht sehen. Das ist eine absolute Qualität an ihm. Und er ist ein wahnsinnig sympathischer und liebenswürdiger Mensch. Es macht so Spaß, dabei zu sein und auch ihn dabei zu beobachten, mit welchem Herzblut er dabei ist. Man weiß, man kann sich in seine Hände geben. Man hat nie das Gefühl, bloßgestellt zu werden, sondern er vermittelt jedem das Gefühl, wichtig zu sein, perfekt für die Rolle zu sein. Er ist unheimlich offen und das macht irrsinnig Spaß, eine Rolle auf diese Art mit ihm zu entwickeln. Und ich glaube, es geht jedem von uns so.
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