Bild von Hopenfeld Pfaffenhofen

Lesebühne geht weiter

Vorverkauf startet heute

Mit drei unterschiedlichen Lesungen ist am vergangenen Wochenende die zwölfte Pfaffenhofener Lesebühne erfolgreich gestartet. Zur Eröffnung am Freitagabend sprach Bürgermeister Thomas Herker ein Grußwort, dankte Festivalleiterin Dorle Kopetzky für ihr Engagement und hob die große inhaltliche Vielfalt der von ihr ausgewählten Bücher sowie der eingeladenen Autorinnen und Autoren hervor.

Pierre Jarawan eröffnete am Freitagabend mit seinem multimedialen Vortrag zu seinem neuen Roman „Frau im Mond“ die diesjährige Lesebühne. Zum Auftakt lud Jarawan das Publikum ein, die Augen zu schließen und sich vorzustellen, welche Bilder eine Google-Suche nach „Libanon“ und „Rakete“ hervorbringen würde. In der folgenden Stunde berichtete der Autor, unterstützt durch eindrucksvolle Bildbeispiele, von seinen Recherchen zu seinem neuen Roman. In „Frau im Mond“ verknüpft Jarawan zwei historische Ereignisse: den Aufbruch der Lebanese Rocket Society, einer Studentengruppe, die 1966 im Libanon eine Weltraumrakete als Zeichen für Zukunft und Hoffnung bauen wollte, sowie die Explosion im Hafen von Beirut 54 Jahre später. Diese historischen Linien verbindet er mit einer vielschichtigen Familiengeschichte. Jarawan spannte dabei einen weiten Bogen von der Geschichte des armenischen Genozids über die Kunst des Teppichknüpfens bis hin zu prägenden Momenten der libanesischen Geschichte vom Bürgerkrieg 1975 bis in die Gegenwart. Sein Buch gleiche einem Teppich, in dem zahlreiche Fäden nebeneinander verlaufen und schließlich kunstvoll miteinander verwoben werden.

Die zweite Lesung führte an einen neuen Veranstaltungsort: Im Autohaus Stiglmayr präsentierte Peter Grandl vor ausverkauftem Haus seinen neuen Thriller „Reset“. Grandl gab dem Publikum spannende Einblicke in die Entstehung des Romans und die intensiven Recherchen, die ihn dafür unter anderem zu Militärspezialisten, Druckereien sowie technischen und politischen Expertinnen und Experten führten. In „Reset“ stehen Künstliche Intelligenz und Fake News im Zentrum; Grandl beleuchtete eindrucksvoll die damit verbundenen ethisch-moralischen Konflikte und die nahezu unausweichlichen Fehlentscheidungen, die daraus entstehen können. Das Publikum folgte seinen Ausführungen aufmerksam und honorierte sie immer wieder mit Szenenapplaus.

Am Sonntagabend präsentierte Rebekka Frank ihren Roman „Stromlinien“ auf der Lesebühne. In dem Familienroman stehen die Zwillinge Enna und Jale im Mittelpunkt, die bei ihrer Großmutter aufwachsen und der Haftentlassung ihrer Mutter entgegenfiebern – diese verschwindet jedoch gemeinsam mit Jale am Tag der Entlassung plötzlich spurlos. Eine zweite Erzählebene begleitet Gunnar, der 1923 auf die Gefängnisinsel Hahnöfersand in der Elbe inhaftiert wird. Im Gespräch mit Moderatorin Dorle Kopetzky schilderte Frank, wie Themen wie die Natur der Elbmarschen, der Haftalltag sowie die Frage, was geschieht, wenn eine Mutter im Gefängnis ein Kind bekommt, in den Roman eingeflossen sind und wie die Idee zur Geschichte entstand. Frank verknüpft die unterschiedlichen Lebenslinien kunstvoll miteinander – mal verlaufen sie parallel, mal kreuzen sie sich, bis sie schließlich in einem zentralen Ereignis zusammenführen.

Die Lesebühne geht weiter:

Ab Mittwoch dürfen sich die Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener auf weitere Höhepunkte freuen – fünf weitere Lesungen stehen noch auf dem Programm.

Ein Abend mit Didi Drobna und Lena Schätte

Am Mittwoch, 19. November, erwartet die Literaturfreunde ein Abend mit den Autorinnen Didi Drobna und Lena Schätte. Beide stellen ihre aktuellen Werke vor, die sich jeweils mit dem Verhältnis zu ihren Vätern auseinandersetzen. Ergänzt wird die Veranstaltung durch ein moderiertes Gespräch mit Dorle Kopetzky.

Drobna erzählt die Geschichte einer slowakischen Gastarbeiterfamilie in Wien, in erster Linie die Geschichte einer in Wien sozialisierten Tochter und ihrem nicht heimisch gewordenen Vater. Schätte schildert das Aufwachsen in einer vom Alkohol geprägten Familie. Beide Romane vereint die nicht-denunziatorische Haltung, die Liebe der Töchter zu ihren schwierigen Vätern sowie die Auseinandersetzung mit Herkunft und Zugehörigkeit.

Einen Einblick in die Welt des Geheimdienstes

Andreas Pflüger bringt am Donnerstagabend, 20. November, seinen Thriller „Kälter“ mit nach Pfaffenhofen, indem er sich mit der Geheimdienstwelt auseinandersetzt. Der Krimi hat sich sofort nach Erscheinen auf Platz 2 der Krimibestenliste platziert und die Rezensenten überschlagen sich vor Begeisterung über Pflügers neues Werk. Im Gespräch mit Steffen Kopetzky wird er die Geschichte von Luzy Morgenroth vorstellen, die im geschichtsträchtigen Jahr 1989 Dorfpolizistin der Insel Amrum ist. Ihr kleinbürgerliches Leben kurz vor der Wende wird durch das Verschwinden eines Einheimischen jäh unterbrochen. Als anstatt des verschwundenen Bürgers ein Killerkommando auftaucht, bricht für Luzy die Hölle los und sie wird gezwungen, in ein Leben zurückzukehren, das sie schon lange abgelegt hatte: Luzy wird wieder zur Waffe.

Ein Pfaffenhofener Zwischenfall

Paula van Well stellt im Rahmen der Pfaffenhofener Lesebühne und zum Abschluss des Lutz-Stipendium-Aufenthalts neben Auszügen aus dem eigenen literarischen Schaffen am Freitag, 21. November auch den persönlichen "Zwischenfall"-Text über Pfaffenhofen vor – ganz im Sinne von Joseph Maria Lutz und seines 1930 erschienenen Romans „Der Zwischenfall“.

Dieser Text ist während des dreimonatigen Aufenthalts von September bis November in Pfaffenhofen entstanden und beinhaltet van Wells ganz eigene Version eines Zwischenfalls. Der Abend wird von Steffen Kopetzky, Autor und Jury-Vorsitzender des Lutz-Stipendiums moderiert. Der Eintritt ist frei.

Ein Himmel ohne Ende

Am Samstag, 22. November ist dann Poetry-Slammerin, Schauspielerin und Sängerin Julia Engelmann mit ihrem aufregenden Roman-Debüt „Himmel ohne Ende“ zu Gast. Engelmann beschreibt das Leben der 15-jährigen Charlie, die sich aktuell in einem schwierigen Lebensabschnitt befindet. Eine große Einsamkeit macht sich in diesem jungen Mädchen breit, doch als es wirklich nicht mehr schlimmer werden kann, kommt ein neuer Schüler in Charlies Klasse. Pommes, der eigentlich Kornelius heißt, und der hell und fröhlich ist. „Eines Tages, Baby“, als Video über 15 Millionen Mal auf Social Media aufgerufen, machte Engelmann zum Star. Jetzt legt sie mit „Himmel ohne Ende“ einen berührenden Roman über Jugend, Verlust und Einsamkeit vor, der lange nachhallt.

Was von einem Leben bleibt

Ungefähr genauso alt wie Charlie (nur ein gutes Jahrhundert früher) ist Anna Kalthoff, als sie ihre Familie verlässt, um sich tief im Sauerland ein Auskommen als Dorflehrerin zu sichern. Doch sie wird es nicht bleiben. Denn Anna widersetzt sich bald den Erwartungen des Ortes und den Regeln ihrer Zeit. Sie entscheidet selbst, was sie zu tun und zu lassen hat, wie sie leben und wen sie lieben will. Zwei Jahrhunderte später rekonstruiert Annas Urenkel ihr inspirierendes Leben und rettet so die Geschichte einer selbstbewussten Frau vor dem Vergessen. Der Hamburger ZEIT-Redakteur, Henning Sußebach erzählt zum Abschluss der Lesebühne, am Sonntag, 23. November wie er sich auf die Spuren seiner Urgroßmutter Anna begab: Einige Fotos, Poesiealben, Postkarten, ein Kaffeeservice, ein Verlobungsring, viel mehr stand ihm nicht zur Verfügung.

Alle Informationen zur Lesebühne sind unter pfaffenhofen.de/lesebuehne zu finden. Die Lesebühne wird von der Buchhandlung Osiander und vom Bayrischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert.

Ticketverkauf

Tickets gibt es bei der Buchhandlung Osiander, im Kultur- und Tourismusbüro im Haus der Begegnung, Hauptplatz 47 (Montag – Donnerstag 13.30 – 17 Uhr, Dienstag/Freitag 9 – 12 Uhr), online auf okticket.de unter „Pfaffenhofener Lesebühne“ oder an der Abendkasse. Der Eintritt kostet im VVK 12 Euro (erm. 10 Euro) und an der Abendkasse 14 Euro (erm. 12 Euro). Der Eintritt zur Lesung der Lutz-Stipendiatin ist frei.

Ermäßigungen erhalten Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten, Azubis, Menschen mit Schwerbehinderung sowie Personen mit Sozialrabatt.

Die Veranstaltungen finden im Festsaal des Rathauses statt und beginnen jeweils um 20 Uhr, Einlass ist ab 19.15 Uhr.

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