Mia san 30
28. März 2025

Wir sind gerne mobil – mit dem Auto, Bus, Fahrrad oder zu Fuß. Dabei soll es bequem und sicher sein. Doch gerade Fußgänger und Radfahrer fühlen sich im Straßenraum häufig nicht wohl. Die Stadt nimmt sich diesem Thema an und hat mit den Bürgerinnen und Bürgern ein Nahmobilitätskonzept erarbeitet, welches der Stadtrat in seiner Januar-Sitzung mehrheitlich beschlossen hat. Im April startet nun die Umsetzung der ersten Maßnahmen. Nahmobilität umfasst die Mobilität über kurze Distanzen oder kurze Zeiten. Darunter fällt die Mobilität ohne Motoren, also der Fuß- und Fahrradverkehr. Sie spielen eine zentrale Rolle, wenn es um umwelt- und klimafreundliche Fortbewegung geht.
Das in mehreren Schritten erarbeitete Konzept sieht vor, die Stadt fußgänger- und fahrradfreundlicher zu machen ohne den motorisierten Verkehr unverhältnismäßig einzuschränken. Konkret bedeutet dies den innerstädtischen Bereich und die Schulen zu Fuß, mit dem Rad und dem öffentlichen Nahverkehr gut erreichbar zu machen und gleichzeitig den Durchgangsverkehr in der Innenstadt zu reduzieren. Attraktive und sichere Infrastruktur für Fußgänger und Radfahrer benötigt Platz. Geh- und Radwege brauchen Mindestbreiten, um den Nutzern einen Mehrwert zu bieten. Außerdem sollten sie ein durchgängiges Netz bilden. „Schnell war klar, dass dafür in Pfaffenhofen der Platz nicht gegeben ist, weshalb das Tempo der einzige Weg war, allen Verkehrsteilnehmenden gerecht zu werden“, so Bürgermeister Thomas Herker zum Konzept.
Tempo 30 auf Hauptstraßen und in der InnenstadtDas Konzept sieht vor die Fahrgeschwindigkeit im Stadtgebiet auf max. 30 km/h zu senken – außer auf Bundes-, Staats- und Kreisstraßen. Das steigert die Verkehrssicherheit und trägt zu einem besseren Miteinander im Straßenverkehr bei. Deshalb soll Tempo 30 auf der Scheyerer Straße, der Hohenwarter Straße, der Weiherer Straße, der Ingolstädter Straße sowie auf dem Altstadtring ausgeweitet werden. Damit wird auf fast allen Hauptstraßen und in der Innenstadt ein einheitliches Tempo 30 erreicht.
Auch die Gewerkschaft der Polizei spricht sich für Tempo 30 innerorts aus. Die Temporeduzierung trage zu weniger schweren Unfällen und zu mehr Schutz für Fußgänger bei. Problematisch seien vor allem Straßenquerungen und parkende Autos. (Quelle: BR24 Redaktion, 27. Januar 2025)
Reduzierte Geschwindigkeit schafft Platz für alleDas Konzept sieht aufgrund der wenigen Flächen in der Innenstadt vor, dass Auto- und Radfahrer die Straße gemeinsam nutzen, denn es ist nicht genügend Platz vorhanden, um neue Radwege und Schutzstreifen anzulegen. Dies hat Vorteile für alle.
Vorteil für Autofahrer:
Die gemeinsame Nutzung der Fahrbahn verhindert, dass zur Schaffung eines Radwegenetzes größere Straßenbereiche für Autos gesperrt werden müssen.
Vorteil für Radler:
Radler können als gleichberechtigte Partner auf direktem Weg ihr Ziel erreichen. Gewagte Überholmanöver entfallen, da ein Überholen ohne Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit in der Regel nicht mehr möglich ist. So steigt die Sicherheit.
Vorteil für Fußgänger:
Für Fußgänger verbessert das Konzept die Situation, da Gehwege künftig weitestgehend ihnen vorbehalten sind. Zudem wird das Überqueren von Straßen einfacher.
Sichere Schulwege auch durch FahrradstraßenKinder und ältere Menschen sind laut Statistischem Bundesamt besonders häufig in Unfälle verwickelt. Verursacher der Unfälle seien in
77 Prozent aller Fälle die Autofahrer. Auch die Pfaffenhofener Schülerinnen und Schüler fühlen sich auf ihrem Weg zur Schule nicht immer sicher. Im Rahmen einer Schülerbefragung haben sie Auskunft zu ihrem Schulweg gegeben. „Die PKWs und LKWs fahren sehr schnell, so dass mir teilweise die Mütze vom Kopf fliegt“ oder „Die PKWs überholen teilweise sehr knapp oder halten zu wenig Abstand“, waren einige der Antworten, die bei der Stadt eingingen.
Das Nahmobilitätskonzept zielt besonders darauf ab, die Mobilität von Kindern und Jugendlichen, die auf das Fahrrad für ihre individuelle Mobilität angewiesen sind, sicherer zu gestalten. Deshalb werden insbesondere an zentralen Schulwegen Verbesserungen vorgenommen. So werden die Niederscheyerer Straße, die vier Schulen verbindet und das Gerolsbad erschließt, sowie die stark frequentierten Schulwege von Kapellenweg und Draht, als Fahrradstraßen ausgewiesen. Dies bedeutet, dass Autofahrer die Straßen zwar weiter nutzen können, sich aber dem Radverkehr unterordnen müssen. In diesem Zuge wird auch der zu schmale Gehweg in der Niederscheyerer Straße verbreitert.
Was ist eigentlich eine Fahrradstraße? Welche Regeln gelten?
Eine Fahrradstraße ist Radfahrern vorbehalten. Sie ist mit einem quadratischen weißen Schild mit einem Fahrrad und der Aufschrift „Fahrradstraße“ und eventuell Piktogrammen auf der Fahrbahn gekennzeichnet. Sind entsprechende Zusatzzeichen angebracht, darf sie auch von anderen Fahrzeugen genutzt werden, wie dies in Pfaffenhofen der Fall sein wird.
In Fahrradstraßen gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Autofahrer müssen ihre Geschwindigkeit an die Radler anpassen. Der Radverkehr darf weder gefährdet noch behindert werden. Radfahrende dürfen nebeneinander auf der Fahrbahn fahren. Es ist erlaubt, sie zu überholen, dabei muss aber der Mindestabstand von 1,5 Meter eingehalten werden. An Kreuzungen und Einmündungen gilt die Vorfahrtsregel rechts vor links, wenn es nicht ausdrücklich anders geregelt ist. (Quelle: AGFK Bayern – Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommune)
Bürgerbeteiligung wurde großgeschriebenDem Nahmobilitätskonzept ging ein umfangreicher Planungs- und Beteiligungsprozess voraus. Darunter waren PAFundDU-Infostände und eine PAFundDU-Bürgerwerkstatt mit breiter Bürgerbeteiligung. Sie alle haben zum Konzept beigetragen. So wurden 2021 beispielsweise Schülerinnen und Schüler der Pfaffenhofener Schulen zu ihrem Schulweg befragt und gemeinsame Begehungen durchgeführt. Einige Sofortmaßnahmen, um die Einsehbarkeit an Kreuzungen und Zugänge zu Fuß- und Radwegen zu verbessern, wurden kurzfristig umgesetzt. Es folgten Arbeitskreise, an denen neben Mitgliedern des Stadtrats, Vertreter örtlicher Institutionen wie des ADFC oder der Polizei teilnahmen. Im September 2023 wurde der Entwurf des Konzepts in einer PAFundDU-Bürgerwerkstatt der Öffentlichkeit präsentiert. Die Anregungen aus dieser Werkstatt flossen ebenfalls in die Konzepterstellung mit ein. Nachdem im Februar 2024 das Konzept dem Stadtrat vorgestellt wurde und dieser es zustimmend zur Kenntnis genommen hatte, konnte die Bevölkerung z. B. auf der Maidult 2024 oder über den PAFundDu-Bürgermelder Anregungen zum Nahmobilitätskonzept einreichen und sich über das Thema informieren. Weiterhin wurde die Akzeptanz der Bürger im Rahmen der Bürgerbefragung im Juni 2024 abgefragt. Dabei befürworteten rund 50 % der Umfrageteilnehmer dessen Umsetzung, knapp 39 % sprachen sich dagegen aus.
Was ist bisher geschehen?Umgestaltung des Martin-Binder-Rings
Im Rahmen des Nahmobilitätskonzeptes ist der Martin-Binder-Ring bereits umgestaltet und fußgängerfreundlicher umgebaut worden. Auch hier wurde im Rahmen einer PAFundDU-Bürgerwerkstatt im Jahr 2023 die Öffentlichkeit in die Planungen einbezogen. Nachdem sich im Laufe der Jahre Arztpraxen, eine Apotheke und Geschäfte des täglichen Bedarfs dort angesiedelt hatten, ist die Zahl der Passanten deutlich höher als in klassischen Gewerbegebieten üblich. Um die Sicherheit der Fußgänger zu erhöhen, hatte sich die Stadt entschieden, Fußwege anzulegen und den Kreuzungsbereich sicherer zu gestalten. Neben baulichen Veränderungen sind auch verkehrsrechtliche Anpassungen vorgenommen worden, um die Unfallgefahr zu senken. Nach einer Bauzeit von knapp drei Monaten wurden die letzten Arbeiten kürzlich abgeschlossen.
Vier Fahrradreparaturstationen im Stadtgebiet
Weiterhin wurden im Sommer 2023 vier Fahrradreparaturstationen in Pfaffenhofen aufgebaut und sind seither für die Bürgerinnen und Bürger einsatzbereit. Die robusten Stahlblech-Säulen stehen am Gerolsbach neben dem Gymnasium, am Beachvolleyballfeld im Sport- und Freizeitpark, in der Sharing-Garage auf dem Sparkassenplatz und auf dem Bahnhofsvorplatz kostenlos zur Verfügung. Sie bieten schnelle und unkomplizierte Hilfe, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist und die Bremsen nachgestellt, der Lenker oder Sattel festgezogen oder Luft in den Reifen gepumpt werden muss. Die Stationen können nicht nur Radler nutzen, auch bei Kinderwägen oder Rollstühlen können sie hilfreiche Dienste leisten.
Bürgermeister Thomas Herker sieht die Servicestationen als weiteren Schritt auf dem Weg zur nachhaltigen und zukunftsorientierten Ausrichtung der Kommune. „Nicht zuletzt die hohen Spritpreise haben uns gezeigt, wie wichtig es ist, Mobilität neu zu denken. Gerade im Stadtgebiet mit kurzen Wegen ist das Fahrrad eine echte Alternative zum Auto. Oft ist man schneller und vor allen Dingen auch gesünder unterwegs. Wir wollen die Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener beim Umstieg aufs Rad unterstützen und werden die Infrastruktur für Radfahrer, aber auch Fußgänger, weiter verbessern“, erklärt Herker.
Alle Jahre wieder: Gemeinsam Stadtradeln
Seit zehn Jahren nimmt Pfaffenhofen an der Aktion Stadtradeln teil. Bei der bundesweiten Kampagne des Klima-Bündnis e. V., geht es darum in 21 Tagen für mehr Radförderung und Klimaschutz in die Pedale zu treten, egal ob beruflich oder privat – jeder Kilometer zählt. Auch dieses Jahr ist die Stadt Pfaffenhofen wieder mit dabei. Wer Lust hat mit zu radeln, kann sich auf stadtradeln.de anmelden.
Das war noch nicht allesDie zeitnahe Umsetzung der Tempo 30-Strecken und der Fahrradstraßen stellt einen großen Teil des Konzeptes dar. Die Stadt hat sich jedoch noch einiges mehr vorgenommen: Nach und nach sollen weitere Bereiche fußgänger- und fahrradfreundlicher überplant werden. Dazu zählen Verbesserungen an Kreuzungen wie z. B. im Bereich der Weiherer Straße, der Moosburger Straße zur B13 oder zwischen Münchener Vormarkt/Am Schwarzbach und der Georg-Hipp-Straße. Weitere Maßnahmen beinhalten die Zu- und Abfahrt zur Umgehungstraße von der Hohenwarter Straße, die Prüfung eines durchgängigen Gehwegs an der Burgfriedenstraße, eine Verkehrsberuhigung in der Frauenstraße hinter dem Rathaus sowie eine verbesserte Radanbindung in der Schrobenhausener Straße. Zukünftig sind außerdem abschließbare Radabstellanlagen am Bahnhof vorgesehen.
Bei dem Nahmobilitätkonzept wurden viele Gesichtspunkte und Anregungen einbezogen. Das Ergebnis ist ein integratives Konzept, das alle Verkehrsteilnehmer berücksichtigt. Da auf knappem Straßenraum kaum bauliche Änderungen möglich sind und Einbahnstraßen die Wege verlängern würden, wurde vor allem mit der Reduktion des Tempos gearbeitet. Ziele in der Stadt sollten weiterhin mit dem Auto erreichbar bleiben, besonders für diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen auf das Auto angewiesen sind. Denn Pfaffenhofen möchte weiterhin eine lebendige Innenstadt haben – für die Einwohner und die Gewerbetreibenden. Letztlich kann jeder durch sein Verhalten einen Beitrag für mehr Sicherheit im Verkehr leisten, egal ob als Fußgänger, Fahrradfahrer oder Autofahrer. Und bei kurzen Wegen auf das Auto zu verzichten hat nicht nur gesundheitliche Vorteile, sondern ist auch für den Klimaschutz von Vorteil.
Weitere Informationen zum Thema Nahmobilität in Pfaffenhofen gibt es unter pfaffenhofen.de/30. Weiterhin können Anregungen im PAFundDU-Bürgermelder im Projekt „Mia san 30“ eingereicht werden.
Infostand auf dem Wochenmarkt
Zum Start der Umsetzung können sich alle Interessierten am 5. und 12. April am Infostand auf dem Wochenmarkt über das Konzept und die geplanten Maßnahmen informieren. Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Bürgermeister Thomas Herker stehen dort für Fragen und Anregungen zur Verfügung.
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