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"Fortuna bevorzugt die Mutigen"

Lea Heib spielt die Zuagroaste. © Florian Schaipp

Zum dritten Mal veranstaltet die Stadt Pfaffenhofen die Paradiesspiele zu Ehren des in Pfaffenhofen geborenen Schriftstellers Joseph Maria Lutz. Titelgebendes Herzstück der Paradiesspiele ist das Theaterstück „Der Brandnerkaspar schaut ins Paradies“. Am 17. Juni feierte die Inszenierung von Falco Blome auf der Festspielbühne vor dem Haus der Begegnung Premiere. In weiteren acht Vorstellungen kommt ein Stück bayerischer Kulturgeschichte auf die Bühne.

Tickets gibt es auf okticket.de unter „Paradiesspiele“, in Pfaffenhofen im Kultur- und Tourismusbüro im Haus der Begegnung (Öffnungszeiten: Mo-Fr 13.30 - 17 Uhr) und im Intakt Musikinstitut, Raiffeisenstraße 33 in Pfaffenhofen sowie an der Abendkasse. Zudem sind Karten an allen gängigen Vorverkaufsstellen der Region erhältlich.

In den kommenden Wochen werden 10 Darstellerinnen und Darsteller vorgestellt.

Lea Heib spielt die ZuagroasteDas Gespräch führte Julia Burger, Mitarbeit Kultur und Veranstaltungen.

Stadt Pfaffenhofen: Sie waren eine der Ersten, die sich bei uns gemeldet haben und bei der Freilichttheateraufführung „Der Branderkaspar schaut ins Paradies“ dabei sein wollten. Woher das Interesse?

Lea Heib: Ich interessiere mich grundsätzlich für Theater, und ich wollte es immer gerne versuchen, als Laie Theater zu spielen. Dazu kommt, dass ich Jury-Mitglied für das Lutz-Stipendium, also das Literatur-Aufenthaltsstipendium der Stadt Pfaffenhofen bin, und so dachte ich mir, dass ich den Lutz noch einmal anders erfahren könnte.

Stadt Pfaffenhofen: Im Januar haben wir ein Casting für die Theaterproduktion gemacht und das erste, was Sie gesagt haben, war: „Also ich spreche kein Bairisch und ich spiele euch auch den Baum.“ Jetzt spielen Sie nicht den Baum, sondern haben eine Rolle bekommen, die die „Zuagroaste“ heißt. Wie finden Sie das? Wie geht es Ihnen in den Proben?

Lea Heib: Das finde ich klasse. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Ich dachte, dass es nicht funktionieren wird mit dem Text, der ja in Dialekt geschrieben ist. Ich weiß auch gar nicht, ob ich es mir zutrauen würde, wenn ich mehr Text hätte. Ich dachte eher daran, ein Requisit in der Ecke zu spielen oder eine Bedienung, also irgendwas ohne Worte. Und jetzt habe ich doch vier Sätze bekommen und dadurch, dass ich die Zugereiste bin, muss ich mich nicht verstellen oder versuchen, mir einen Dialekt anzueignen, was viel authentischer ist. Ich empfinde es als große Wertschätzung, dass Falco für mich diese kleine Rolle gefunden hat.

Stadt Pfaffenhofen: Das ist eine große Stärke von Falco Blome, dass er das Potential seiner Darstellerinnen und Darsteller erkennt und einzusetzen weiß.

Lea Heib: Ja, man hat sofort ein angenehmes Gefühl, wenn man vor ihm steht. Er ist sehr natürlich, sehr ehrlich. Für mich ist es das erste Mal, dass ich so etwas mitmache, und ich muss sagen, ich fühle mich sehr wohl. Er muss auch oft lachen, weil ich etwas falsch betone; einmal sagte er sogar, ich solle das bitte beibehalten, weil er es so lustig fand. Das entspannt die ganze Sache, und ich denke, er wird es schon so machen, dass es dann passt.

Stadt Pfaffenhofen: Das heißt, Sie vertrauen ihm?

Lea Heib: Absolut.

Stadt Pfaffenhofen: Im Brandnerkaspar geht es sehr stark um den Begriff Heimat. Was bedeutet Heimat für Sie?

Lea Heib: Ich glaube es gibt keinen Plural von Heimat, oder? Es sind zwei Länder, die ich als Heimat bezeichnen würde, inzwischen ist es mehr Bayern, weil ich hier länger lebe. Mein Mann ist ein bayrischer Eingeborener, er spricht wirklich ein hervorragendes Urbayrisch. Um nicht zu sagen: gnadenlos.

Neulich war ich in Kroatien, wo ich geboren wurde, und ich habe festgestellt, dass ich dauerhaft dort nicht mehr leben könnte. Die Menschen haben sich verändert, ich habe mich an gewisse Sachen hier gewöhnt, die Mentalität ist doch anders. Heimat ist tatsächlich da, wo man lebt, wo man Familie hat, Freunde, wo man einfach sein kann. Und wenn der Abstand zu groß ist zu deiner ersten Heimat, dann verliert sie sich ein bisschen. Es hat aber nichts damit zu tun, dass man diese erste Heimat nicht lieben würde, diese Heimatliebe zu Kroatien ist absolut noch da. Und Stolz natürlich auch.

Stadt Pfaffenhofen: Hat es auch damit zu tun, dass man an einem Ort angenommen wird?

Lea Heib: Ja, das hat aber lange gedauert. Ich lebe in einem kleinen Ort in der Nähe von Pfaffenhofen. Ich habe da ganz interessante Erfahrungen gemacht, denn wenn man versucht, sich so schnell wie möglich anzupassen, klappt das eher nicht. Ich war 24 Jahre alt, als ich hier ankam. Ich habe alles so gemacht, wie ich gedacht habe, dass mein Umfeld es von mir erwartet. Und eigentlich habe ich alles nur falsch gemacht. Ich war nicht authentisch, ich war nicht ich selbst. Aber irgendwann hat es Klick gemacht. Dann habe ich mich geöffnet und mich sehr darüber gefreut, dass die Menschen toll darauf reagiert haben. Gott sei Dank habe ich rechtzeitig erkannt, dass man sich nicht verstecken und anpassen soll. Wenn man sich traut, wenn man sich öffnet, dann passieren einfach schöne Dinge. Also wirklich nur in der ehrlichen und offenen Kommunikation mit anderen.

Stadt Pfaffenhofen: Sie sind Teil der Jury für das Lutz-Stipendium, das ins Leben gerufen wurde in Erinnerung an den Pfaffenhofener Autor Joseph Maria Lutz. Wie geht es Ihnen jetzt in diesem Theaterstück mitzuspielen, mit dieser anderen Form von Literatur – also einem Theatertext?

Lea Heib: Ein Theatertext hat andere Regeln als ein Prosatext. Ich habe wirklich keine Erfahrung damit, aber ich habe schon herausgefunden, dass man auch die Sätze der anderen Darstellerinnen und Darsteller wissen muss, um den Einsatz nicht zu verpassen und reagieren zu können. Das Arbeiten mit einem Theatertext erfordert eine andere Form der Konzentration und stellt eine große Herausforderung dar.

Stadt Pfaffenhofen: Gibt es etwas, worauf Sie sich besonders freuen in Hinblick auf die Premiere?

Lea Heib: Ich freue mich darauf, wenn die Freilichtbühne am Haus der Begegnung steht. Das finde ich alles sehr spannend und aufregend. Es ist ein großes Abenteuer für mich, weil es etwas Neues ist. Das erfordert natürlich auch Mut, aber ich bin davon überzeugt, dass man vom Glück belohnt wird, wenn man etwas Neues versucht. Fortuna bevorzugt die Mutigen.

Stadt Pfaffenhofen: Gibt es etwas, das Ihnen auch ein bisschen Angst macht?

Lea Heib: Angst hat man, glaube ich, immer, man soll sich aber seinen Ängsten stellen. Natürlich habe ich Angst, dass ich meinen Einsatz verpasse oder dass die Aufregung zu groß wird, aber ich lasse das alles auf mich zukommen. Ich muss es dann eben durchziehen.

Stadt Pfaffenhofen: Sie haben eine sehr positive Lebenseinstellung, genau wie der Brandnerkaspar.

Lea Heib: Als ich das Stück gelesen habe fand ich den Brandnerkaspar so unglaublich sympathisch. Also diese Ur-Weisheiten, dass Trübsal blasen sich nicht lohnt, und diese sanfte und milde Art, die er dann im Paradies hat, fast wie ein Kind, diese Zartheit. Ich habe ihn wirklich ins Herz geschlossen. Ich mag diese Figur.

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