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"... ich bin in einer Wirtsstube aufgewachsen!"

Melanie Lechner spielt die Wirtin. © Florian Schaipp

Zum dritten Mal veranstaltet die Stadt Pfaffenhofen die Paradiesspiele zu Ehren des in Pfaffenhofen geborenen Schriftstellers Joseph Maria Lutz. Titelgebendes Herzstück der Paradiesspiele ist das Theaterstück „Der Brandnerkaspar schaut ins Paradies“. Am 17. Juni feiert die Inszenierung von Falco Blome auf der Festspielbühne vor dem Haus der Begegnung Premiere. In weiteren acht Vorstellungen im Juni und Juli kommt ein Stück bayerischer Kulturgeschichte auf die Bühne.

In den kommenden Wochen werden 10 Darstellerinnen und Darsteller vorgestellt.

Tickets gibt es auf okticket.de unter „Paradiesspiele“, in Pfaffenhofen im Kultur- und Tourismusbüro im Haus der Begegnung (Öffnungszeiten: Mo-Fr 13.30 - 17 Uhr) und im Intakt Musikinstitut, Raiffeisenstraße 33 in Pfaffenhofen sowie an der Abendkasse. Zudem sind Karten an allen gängigen Vorverkaufsstellen der Region erhältlich.

Ermäßigungen erhalten Schüler, Studenten und Schwerbehinderte sowie Personen mit Sozialrabatt.

Melanie Lechner spielt die WirtinDas Gespräch führte Julia Burger, Mitarbeit Kultur und Veranstaltungen.

Stadt Pfaffenhofen: Wie sind Sie auf die Bürgerbühne aufmerksam geworden?

Melanie Lechner: Mich hat eine Freundin auf das Projekt aufmerksam gemacht. Ich habe dann ein bisschen recherchiert und mich daraufhin gemeldet.

Stadt Pfaffenhofen: Was hat Sie dazu bewogen, Ihre Freizeit in so hohem Maß zu investieren?

Melanie Lechner: Bis jetzt finde ich das Maß noch gar nicht so hoch. Das kommt natürlich noch gegen Ende der Proben. Ich empfinde das Theaterspielen als guten Ausgleich, andere Leute gehen eben zum Fußball oder in ein Fitnessstudio, und ich spiele gerne Theater in meiner Freizeit.

Stadt Pfaffenhofen: Ausgleich zu was? Was ist Ihre hauptberufliche Tätigkeit?

Melanie Lechner: Ich arbeite halbtags als Sozialarbeiterin und mache parallel meinen Master im Studiengang Soziale Arbeit. Theaterspielen ist für mich in erster Linie spielen, also jemand anderes sein. Das heißt ich konzentriere mich dann sehr auf den Moment. Und als Sozialarbeiterin habe ich oft 100 Dinge im Kopf und bin in fünf Situationen gleichzeitig und ich versuche immer alles zu managen, dasselbe ist es im Studium. Deswegen empfinde ich die Proben gerade als sehr angenehm, weil man in diesem Moment einfach nur auf der Bühne ist und nur in einer Szene, und alles andere ist eigentlich gerade egal. Das gefällt mir.

Stadt Pfaffenhofen: Es gelingt Ihnen dann auch, während der Proben den Alltag abzustreifen?

Melanie Lechner: Ja. Ich kann mich dann viel mehr faszinieren, für das was gerade auf der Probe passiert. Ich bin nach den Proben immer sehr euphorisiert, es gibt mir Energie zurück.

Stadt Pfaffenhofen: Wie ist die Stimmung im Ensemble? Verstehen Sie sich alle gut?

Melanie Lechner: Ja, also ich finde die Wirtshausszene ist schon immer sehr unterhaltsam. Alle sind total lustig und lieb und bringen etwas Eigenes in die Szene mit ein.

Stadt Pfaffenhofen: Die Wirthausszene stellt für den Branderkaspar einen Wendepunkt dar. Er legt die Trauer über den Todes seiner Familie ab und findet den Weg ins Leben zurück. Nicht unerheblich angeschoben durch die Wirtin – die Sie verkörpern – indem diese ihm eine Maß Bier nach der anderen hinstellt und auf Fröhlichkeit pocht.

Melanie Lechner: Des spreizt sich an der Rolle tatsächlich mit meinem inneren Sozialarbeiter. Der würde eher auf ein Gespräch setzen. Die Wirtin macht hier das genaue Gegenteil und plädiert für Ablenkung und erzwungene Fröhlichkeit. Dass ich die Wirtin spielen darf, ist aber auch sehr lustig in Hinblick auf meine Familiengeschichte. Als ich erfahren habe, dass ich diese Rolle übernehmen soll, habe ich sofort meine Mutter angerufen und ihr erzählt, dass ich meine Oma spiele. Denn ich komme aus einem Gasthaus, ich bin in einer Wirtsstube aufgewachsen. Deswegen finde ich das auch immer sehr lustig, wenn im Probenplan „Wirtin“ steht oder wenn ich in der Probe so angesprochen werde, da mich Leute tatsächlich auch privat so nennen, das ist mein Spitzname.

Stadt Pfaffenhofen: Im Rahmen des Castings hatten Sie erwähnt, dass Sie schon einige Erfahrung mit Laientheater haben, was waren Ihre letzten Projekte?

Melanie Lechner: Ich habe in den vergangenen zehn Jahren viel Bauerntheater gespielt. Ungefähr seit ich 14 Jahre alt war, spiele ich in der Landjugend Theater. Und wir spielen eben in dieser Wirtschaft, in der ich aufgewachsen bin – also für mich quasi ein Heimspiel. Und als Kind, wenn in der Wirtschaft viel los war, sollte ich mich immer zu den Theaterleuten hinsetzen und zusehen, so dass ich aufgeräumt war und jemand ein Auge auf mich hatte. Und so saß ich dann als vierjähriges Kind mehrmals die Woche in Theaterproben. Ich denke, so hat sich mein Theaterfieber entwickelt.

Stadt Pfaffenhofen: Die Theaterspielgruppe als Babysitter?

Melanie Lechner: Ganz genau! Und als Kind kann man eben den privaten Menschen nicht von der Rolle unterscheiden, aber ich fand das trotzdem schon immer sehr faszinierend.

Stadt Pfaffenhofen: Hat es Ihnen auch Angst gemacht?

Melanie Lechner: Nein, eigentlich nicht. Die Faszination hat überwogen. Nach der Probe durfte ich auch immer auf die Bühne und mir alles ansehen, und für mich war das ein großer Spielplatz.

Stadt Pfaffenhofen: Würden Sie sagen, dass es Sie nachhaltig geprägt hat?

Melanie Lechner: Ja. Ich denke nicht, dass ich dieses große Bedürfnis spüren würde, Theater zu spielen, wenn ich diese Erfahrungen nicht gemacht hätte. Meine Eltern haben mir auch erzählt, dass ich, wenn die letzte Vorstellung vorbei war, immer die Tage gezählt habe, bis die Proben für die neue Produktion begonnen haben. In unserer Theatergruppe durfte ich im letzten Jahr zum ersten Mal die Regie übernehmen und auch Vorschläge für ein Stück machen. Ich bin die jüngste, die das Amt bisher übernommen hat, und auch die erste Frau. Wir spielen immer im November, und ab Oktober bin ich unbrauchbar, weil ich dann kein anderes Thema habe. Für mein Umfeld ist das eine große Herausforderung.

Stadt Pfaffenhofen: Sie haben offensichtlich großen Spaß daran Theater zu spielen und auch zu inszenieren. Haben Sie auch Spaß daran, Theater zu schauen?

Melanie Lechner: Ja. Tatsächlich jetzt wieder mehr. Ich hatte mal so eine Zeit, da habe ich das eher weniger gemacht, weil ich viel gesehen hatte was mir weltfremd erschien. Einige Theaterabende haben in mir eher eine große Verwirrung und Ratlosigkeit zurückgelassen. Für mich wird Theater dann seiner Aufgabe nicht mehr gerecht, dass jede und jeder das Recht darauf hat es anzuschauen und auch zu verstehen

Stadt Pfaffenhofen: Sie denken also, dass es auch eine Aufgabe von Theater ist, niederschwellig zu sein?

Melanie Lechner: Vielleicht ist niederschwellig nicht das richtige Wort. Ich denke, eine Inszenierung sollte die Menschen auch erreichen, auch abholen können. Wenn es eben zu hochgestochen ist, dann funktioniert das nicht mehr. Für mich ist es wichtig, dass Theater es schafft, mich aus meinem Alltag zu holen und mich in eine andere Welt zu entführen. Es sollte aber auch so sein, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer in diese Welt mitkommen können und ich sie nicht auf halber Strecke verliere.

Stadt Pfaffenhofen: Was stößt die Geschichte des Brandnerkaspar für Gedanken in Ihnen an?

Melanie Lehner: Ich finde die Geschichte sehr spannend. Nicht umsonst ist die Erzählung in Bayern sehr bekannt. Ich denke, was der Brandner da macht, also dem Tod zu sagen: Nein, heute nicht, ist etwas, das sich viele Menschen wünschen würden, also dass es die Chance dazu gäbe. Deswegen denke ich auch, dass die Geschichte so viele Leute abholt. Und dieses: Heute nicht! finde ich sehr spannend. Der Brandner ist ein bayrischer Sturkopf und er macht was er will, sogar mit dem Tod. Der freie Wille der hier drin steckt, dem kann ich sehr viel abgewinnen.

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