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Pfaffenhofen und das Abwasser - Die Kläranlage

Ziel eines kilometerlangen Rohrsystems und von zahlreichen Abwasserkanälen: Die Kläranlage Pfaffenhofen.

Jede Pfaffenhofenerin und jeder Pfaffenhofener verbraucht durchschnittlich 135 Liter Wasser am Tag. Nach dem Kochen, dem Toilettengang oder der Dusche verschwindet die kostbare Ressource im Abfluss. Doch was passiert danach mit dem verschmutzten Abwasser? Im vierten Teil der Stadtwerke-Serie „Pfaffenhofen und das Abwasser” wird der Ablauf in einer Kläranlage in den Mittelpunkt gerückt.

Ziel Kläranlage: Der lange Weg des Abwassers

Einmal verschwunden in der Kanalisation, begibt sich das Abwasser auf eine lange Reise. Ein kilometerlanges Rohrsystem und zahlreiche Abwasserkanäle steuern ein Ziel an: die Kläranlage. Hier wird die braune Brühe aus unzähligen Haushalten wieder gereinigt, sodass es ohne Bedenken in den natürlichen Wasserkreislauf eingeleitet werden kann.

Die zentrale Kläranlage in Pfaffenhofen ist für 54.000 sogenannte Einwohnergleichwerte (EGW) ausgelegt. Der EGW ist dabei ein Wert zur Ermittlung der zu erwartenden biologischen Belastung von Kläranlagen. Da Pfaffenhofen und die einleitenden Gemeinden Scheyern, Ilmmünster und Hettenshausen stetig wachsen und die Belastung der örtlichen Kläranlage damit steigt, werden derzeit umfangreiche Erweiterungspläne für das Werk ausgeklügelt. Der Baubeginn dieser Maßnahme ist noch in diesem Jahr geplant.

Unter den Straßen Pfaffenhofens schlängelt sich das 220 km lange Kanalsystem hindurch, das täglich tausende Liter Abwasser zur Kläranlage leitet. Dabei fließt nicht nur das Schmutzwasser aus den Gebäuden dorthin – auch Niederschlagswasser landet in der Joseph-Fraunhofer-Straße. Das Problem: Niederschlagswasser ist eigentlich sauber und müsste nicht gereinigt werden. Gelangt es aber über Regenfallrohre, Sinkkästen und Gullydeckel in das Abwassersystem, so wird es unnötigerweise teuer in der Kläranlage gereinigt. Aus diesem Grund wird im Stadtgebiet zunehmend versucht, den Abfluss von Niederschlagswasser aus den Straßen und den Grundstücken über Retentionen, Gründächer etc. zurückzuhalten.

Wie funktioniert eine Kläranlage?

In der Kläranlage angelangt, werden in einem ersten Schritt Grobstoffe aus dem Abwasser in einem Rechen abgefangen. Hier kommt auf, was die Einwohnerinnen und Einwohner Pfaffenhofens in den Tiefen der Kanalisation entsorgt haben, seien es Küchenabfälle, Hygieneartikel oder anderes. Weiter geht es für das Abwasser in Richtung Sandfang. Dort setzen sich grobe mineralische Stoffe durch das langsame Fließen des Wassers am Boden ab. Dem fließenden Wasser wird im Vorklärbecken noch einmal Tempo genommen, sodass sich in einem dritten Schritt Schlammpartikel trennen können. Diese Partikel werden anschließend in einem Faulturm gesammelt.

Von der Kläranlage in die Ilm: Abwasser wird zurück in den Kreislauf geführt

Nach dem Vorklärbecken kommen Bakterien und andere Mikroorganismen zum Einsatz, die im Belebungsbecken dafür sorgen, dass aus dem Abwasser Phosphate, Stickstoffverbindungen und organische Stoffe entfernt werden. Chemische Verbindungen binden im biologischen Belebungsbecken die im Wasser enthaltenen Phosphate, sodass diese mit dem angefallenen Klärschlamm entsorgt werden können. Im Nachklärbecken sinken Bakterienflocken und alles, was nicht in sauberes Wasser gehört, auf den Boden. Dem Faulturm werden sowohl der Klärschlamm aus dem Vorklärbecken als auch aus dem Nachklärbecken zugeführt. Dort wandeln Bakterien die organischen Stoffe in Faulgas um, das anschließend in Blockheizkraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt wird. Dem Faulturm werden sowohl der Klärschlamm aus dem Vorklärbecken als auch aus dem Nachklärbecken zugeführt. Dort wandeln Bakterien die organischen Stoffe in Faulgas um, das anschließend in Blockheizkraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt wird. In einwandfreiem Zustand kann nun das Abwasser in der Regel über Flüsse oder Seen zurück in den Kreislauf geführt werden.

Nachhaltig und modern: Die Kläranlage Pfaffenhofen und ihre Zukunft

Für die Zukunft sind zahlreiche Erneuerungen geplant, um die Kläranlage in Pfaffenhofen nachhaltiger und moderner zu gestalten. So sollen die Entsorgung und Verfeuerung des Klärschlamms, dessen Brennwert mit Braunkohle vergleichbar ist, künftig nicht mehr im Zementwerk erfolgen. Vielmehr wird aufgrund gesetzlicher Vorgaben ein innovativerer Entsorgungsweg angestrebt, bei dem die im Klärschlamm enthaltenen, wertvollen Nährstoffe (wie Phosphor als Düngemittel) in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden können.

Die aktuelle Erweiterung, die in den nächsten drei Jahren umgesetzt werden soll, dient dazu, die Abwasserreinigung für heute und für das Wachstum in der Region für die nächsten 20 Jahre sicherzustellen. Darüber hinaus stehen in den nächsten Jahren umfassende Investitionen an, um die strengen Werte bei der Zuführung des aufbereiteten Abwassers in den Wasserkreislauf weiterhin zu gewährleisten. So kann es sein, dass beispielsweise eine vierte Reinigungsstufe installiert werden muss, die das Abwasser mit Ozon, UV-Licht und Aktivkohle zusätzlich reinigt und dadurch den Eintrag von Mikroschadstoffen wie Medikamentenreste in die Umwelt deutlich reduziert. Bürgerinnen und Bürger können auf diese vierte Reinigungsstufe Einfluss nehmen, indem sie besonders hartnäckige Wirkstoffe wie Diclofenac (in Schmerzmitteln enthalten) und Röntgenkontrastmittel nicht dem Kreislauf zuführen. Gerade nach einer Röntgenuntersuchung sollte das mit Kontrastmittel versetzte Urin separat gesammelt und entsorgt werden. Röntgenpraxen können hierzu Auskunft geben.

Kläranlage: Das Dilemma mit den Feuchttüchern

Einer der größten Feinde der Kläranlage sind Feuchttücher. Die praktischen, günstigen und schnell weggeworfenen Tücher verstopfen ganze Abwassersysteme und können großen Schaden anrichten. Im Gegensatz zu Toilettenpapier ist das Feuchttuch extrem reißfest und verrottet nur langsam. Dementsprechend zersetzt es sich auch nicht in der Kanalisation und verfängt sich in den dortigen Pumpen. Sammeln sich mehrere solcher Tücher im Pumpwerk an, kann dieses stehen bleiben. Dies ist einer der Gründe, warum Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kläranlage Tag und Nacht in Bereitschaft sein müssen. Nur so kann in einem solchen Fall schnell reagiert werden. Da es immer wieder zu solchen Pumpenausfällen kommt, steigen die Betriebskosten der Kläranlage. Pro Jahr werden 720 Stunden aufgewendet, um die Störungen zu beheben, was sich langfristig auf die Abwassergebühren niederschlägt.

Die kommende Folge unserer Reise mit dem Pfaffenhofener Abwasser erscheint in der Ausgabe des Bürgermagazins April 2023 und natürlich unter pafunddu.de

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