Stationen des privaten und öffentlichen Lesens in Pfaffenhofen
15. September 2023
Das heutige Angebot der Stadt, ihre Bürger für das Lesen zu begeistern, sie aber auch mit Lesungen zu unterhalten und zu inspirieren, geht auf Initiativen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zurück. Zunächst den gehobenen Schichten in der Bevölkerung vorbehalten, wurde das Lesen vor gut 100 Jahren zum Allgemeingut.
Ein literarischer Salon und seine Aktivitäten
Auch in Pfaffenhofen war es wie im übrigen Bayern trotz Einführung der Schulpflicht 1803 bis weit ins 19. Jahrhundert nicht selbstverständlich, dass alle Bewohner lesen konnten. Umso wichtiger waren die Initiativen des Lesevereins Pfaffenhofen, der im Jahr 1824 in der ehemaligen Engelkapelle am Oberen Hauptplatz, umgebaut zu Schulhaus mit Bürgersaal, einen Raum zur Anschaffung einer Bibliothek und für Zusammenkünfte erhielt. Dort trafen sich Interessierte zu Gesprächen über literarische Werke. Der Katholische Gesellenverein von 1858 setzte die Aktivitäten des Lesevereins fort.
Lesemöglichkeiten für die Allgemeinheit – katholischer Pressverein und Stadtbücherei
Ein wichtiger Schritt hin zur Allgemeinbildung war die Gründung einer Ortsgruppe Pfaffenhofen des katholischen Pressvereins im Jahr 1919 unter Stadtpfarrer Dr. Ludwig Kohnle. Die Förderung der katholischen Presse durch Verbreitung christlicher Druckschriften und der Schutz vor Schundschriften waren wesentliche Ziele der Bildungseinrichtung, aus der später die Pfarrbücherei hervorging. Seitens der Stadt richtete man in einem Raum des Rathauses im Jahr 1962 erstmals eine Stadtbücherei ein, die der Realschullehrer Gerhard Hellmann förderte.
Die erste Lesebühne Pfaffenhofens? – Der Schiller-Gedenkabend 1905
Anlässlich des 100. Todestages des am 9. Mai 1805 in Weimar verstorbenen Dichters Friedrich von Schiller veranstaltete die Stadt einen Festabend. Dank zahlreich eingegangener Spenden aus weiten Teilen der Bevölkerung konnte der Liederkranz unter seinem Chorregenten Georg Hild eine Feier organisieren, die auf große Resonanz stieß.
Im mit Lorbeerbäumen geschmückten Amberger-Kellersaal, in dem zentral eine Büste des deutschen Dichters aufgestellt war, eröffnete eine Militärkapelle mit der Ouvertüre zu „Iphigenie in Aulis“ und Mendelssohns Vertonung von Schillers Festgesang „An die Künstler“ den Festabend. Nach der Festrede durch Oberamtsrichter Türkes als Vorsitzendem des Festkomitees brachten mehrere Lesungen aus Werken Friedrich von Schillers und szenische Aufführungen dem zahlreich erschienenen Publikum das Werk des Dichters nahe.
Dichterlesungen und spektakuläre Buchvorstellungen
Die Anfänge der Dichterlesungen in der Stadt reichen ins Jahr 1956 zurück. Damals las der Bühnenau- tor Joseph Maria Lutz in seiner Geburtsstadt, in der er wiederholt und zum letzten Mal im Dezember 1971, damals mit dem „Zwischenfall“, auftrat. Auch der Hallertauer Schriftsteller Josef Koellnbach trug, ebenfalls 1956, anlässlich der Hallertauer Kulturwoche in Pfaffenhofen eigene Texte mit Geschichten aus der bäuerlichen Lebenswelt vor. Über 25 Jahre lang waren ab 1987 auch die Dichterlesungen am Schyren-Gymnasium eine bedeutende literarische Konstante im Kulturleben Pfaffenhofens; zu den Autoren, die ihr Werk dabei neben der Öffentlichkeit auch den Schülern präsentierten, zählten etwa Martin Walser, Reiner Kunze, Herta Müller, Barbara Frischmuth und Urs Widmer. Spektakulär und heiß diskutiert waren im Jahr 1990 die Auftritte der Journalistin und Sexberaterin Erika Berger und des Schweizer Zukunftsforschers Erich von Däniken, die ihre neuesten Publikationen vorstellten.
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