Thomas Herker und Stadtbaumeister Florian Zimmermann im Gespräch
28. Dezember 2022
Pfaffenhofen soll neue Industrie- und Gewerbeflächen bekommen. Am Kuglhof ist die Erweiterung des Gewerbegebiets geplant. Die PAFundDU-Redaktion hat dazu Bürgermeister Thomas Herker und Stadtbaumeister Florian Zimmermann befragt.
Herr Bürgermeister, was verspricht sich die Stadt von Kuglhof 2?
Herker: Es bietet zum ersten Mal seit langem die Möglichkeit, dass man Unternehmen im Stadtgebiet verlagert und Unternehmen neu ansiedelt. Wachstum ist nicht das oberste Ziel der Stadt Pfaffenhofen, sowohl bei der Bevölkerung wie im Gewerbebereich. Aber man braucht auch Platz zum Atmen. Den wollen wir für langfristige Entwicklungsperspektiven nutzen.
Was wären solche Entwicklungsperspektiven?
Herker: Beispielsweise ein Technologieführer aus einer der Zukunftsbranchen, der Arbeitsplätze und Gewerbesteuer mitbringt.
Herr Zimmermann, wofür steht das neue Gewerbegebiet aus Sicht der Stadtentwicklung?
Zimmermann: Für mich bietet es den Vorteil, dass wir bestehende Betriebe auslagern können. So werden mehrere Hektar in der Stadt frei, dort könnten super Wohngebiete entstehen, auch Grünflächen, z. B. in der Niederscheyerer Straße oder am Martin-Binder-Ring. Zudem befindet sich am Kuglhof keine Wohnbebauung in der Umgebung. So ist es möglich, auch lärmintensive, produzierende Betriebe anzusiedeln. Für diese haben wir aktuell keinen Platz im Stadtgebiet.
Ein Argument für Gewerbeansiedlungen ist immer die Gewerbesteuer. Wie sieht es hier in Pfaffenhofen aus?
Herker: Die Einnahmen sind grundsätzlich solide, allerdings von einer Handvoll Unternehmen abhängig und schwanken durchaus. Wenn man Zukunftsinvestitionen tätigen will, wenn man die Infrastruktur aufrechterhalten will, tut man gut daran, die Gewerbesteuer möglichst breit aufzustellen.
Könnte die Stadt nicht sparsamer sein?
Herker: Natürlich kann man reduzieren, aber das geht zulasten der Klimaschutz- und Verkehrsbemühungen, die wir haben. Das wirkt auf die soziale Infrastruktur und stellt die Frage, ob man Gebühren erhöhen muss. Wir wollen den erreichten Stand erhalten und dort, wo es notwendig ist, weiter investieren, z. B. im sozialen Wohnungsbau.
Welche Auswirkungen hat das neue Gewerbegebiet für die Bürgerinnen und Bürger?
Herker: Das mag im positiven Fall der Arbeitsplatz vor der Haustüre sein, ohne in die Metropolen pendeln zu müssen. Das ist in dem Zuge die Schaffung der Umgehungsstraße, die das Ostviertel ein Stück weit entlasten wird. Das ist der Bürger, der sich auf städtische Leistungen verlassen kann, weil die Finanzkraft gegeben ist. Das ist der Naherholungssuchende, der künftig einen attraktiven Weg zum Wald hat. Aber es ist natürlich auch eine deutliche Änderung in der gewohnten Landschaft.
Was charakterisiert denn Kuglhof 2 ganz besonders?
Zimmermann: Vor allem unsere Nachhaltigkeitskriterien. So umfangreiche Vorgaben wie bei Kuglhof 2 hatten wir noch nie: mehr Klimaschutz im Bau, mehr Begrünung, ein biodiverses Gewerbegebiet – das ist völlig neu.
Herker: Was es auch unterscheidet, ist, dass die Stadt über einen nennenswerten Anteil der Flächen verfügt und hier steuern kann, wer sich ansiedelt und wer nicht. Darüber hinaus: Der Billigheimer wird schon von Haus aus nicht kommen bei der Art der Festsetzung. Und wir haben beide immer gesagt, ein Logistiker ist nicht das, was wir wollen. Das hat der Investor, glaube ich, so weit akzeptiert.
Es gibt auch kritische Stimmen. Wie passt ein so großes Gewerbegebiet zu einer Stadt, die nachhaltig sein will?
Zimmermann: Wir haben – wie bei allen Vorhaben – eine Nachhaltigkeitseinschätzung erarbeitet. Wenn man partout keinen Flächenverbrauch mehr möchte, dann ist man dagegen. Aber wir haben auch gute Gründe, für das Gewerbegebiet zu sein, weil es doch viele positive Aspekte mit sich bringt.
Herker: Als Stadt muss man verschiedene Aspekte unter einen Hut bekommen. Der Naturliebhaber sieht es anders als derjenige, der einen Arbeitsplatz sucht. Bei der Nachhaltigkeit hat man eben auch verschiedene Dimensionen. In Summe ist es eine einmalige Chance, die man an der Stelle hat, Flächen zu entwickeln. Die darf man nicht unbedacht verwerten. Aber gezielt eingesetzt, kann ein Mehrwert für Alle und auch für alle Dimensionen der Nachhaltigkeit entstehen.
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